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   64th IFLA General Conference
   August 16 - August 21, 1998

 


Code Number: 124-86-G
Division Number: 0
Professional Group: Contributed Paper Session II
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 86.
Simultaneous Interpretation:   Yes

Wissenschaftliche Informationslieferung in den Niederlanden

H.J. van Linde
SURF Foundation
Utrecht, Netherlands


Paper

Die SURF-Stiftung in den Niederlanden

Die SURF-Stiftung wurde 1987 gegründet, um die Implementation eines Mehrjahresplans für die Verbesserung der Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) an niederländischen Universitäten, Schulen für die höhere berufliche Bildung und Forschungseinrichtungen zu koordinieren.

Im Verlauf ihrer Aktivitäten ist SURF ein nationaler Lieferant von Dienstleistungen und Innovation geworden. Die Dienstleistungen werden hauptsächlich durch ihre aktiven Untereinheiten geliefert: SURFnet bv und SUFRdiensten bv. SURFnet organisiert das gleichnamige Computernetz. SURFdiensten beschäftigt sich mit Lizenzvereinbarungen auf dem Gebiet von Software, Hardware, Kursmaterialien und Informationsdiensten. In den vergangenen Jahren hat die verstärkte Zusammenarbeit mit Pica (Zentrum für Bibliotheksautomation) und der Königlichen Bibliothek das Angebot an Informationsdiensten im Netz erheblich erweitert.

Wissenschaftliche Informationslieferung

Informations- und Kommunikationstechnologie sind heute in die Forschung auf allen wissenschaftlichen Gebieten integriert. Für die meisten Anwendungen ist eine grundlegende Infrastruktur ausreichend. Es gibt ein bestimmtes Gebiet, auf dem das höhere Bildungswesen und die Forschung vor enormen Herausforderungen stehen: das Angebot an wissenschaftlicher Information.

In den letzten Jahren war die wichtigste Folge von ICT bei Informationsdiensten die der Substitution: existierende Funktionen wurden effizienter erbracht. Dies traf für online-Kataloge zu, die Kartenkataloge und Mikrofiches ablösten, aber es betraf auch Datenspeicherung auf CD-ROM, optische Zeichenerkennung (OCR) und elektronische Dokumentübertragung über Email, FTP und Fax. Verlage und Bibliotheken waren sehr begierig darauf, diese Hilfsmittel zu benutzen, da sie leicht in existierende Abläufe zu integrieren waren. Ihre Vorteile sind unbestreitbar und leicht zu messen.

Neugestaltung von Geschäftsgängen

Die Situation ist völlig anders, wenn man die Transformations-Auswirkungen von ICT betrachtet. Sie bringt beträchtliche Veränderungen in der Organisation von Informationsdiensten mit sich, die auch als Neugestaltung von Geschäftsgängen bezeichnet werden. Im Prinzip macht die Digitalisierung alle traditionellen Informationsträger überflüssig. Dies gilt nicht nur für Papier, sondern auch für Fotografien und Film, Audio- und Videokassetten. Alle Arten von Information können in Bytes umgewandelt werden und so mit Multimedia (oder sollten wir sagen „Unimedia"-)Dokumenten verknüpft werden.

Zweitens ist solche digitale Information unabhängig von Zeit und Ort dank der weltweiten Infrastruktur, die bis an den Arbeitsplatz reicht. Forscher müssen ihre Schreibtische nicht mehr verlassen, um nach Literatur zu suchen und sie zu konsultieren.

Die Informationsdienst-Kette

Diese Transformation hat unterschiedliche Auswirkungen auf jedes der fünf Glieder, das in der heutigen Informationsdienst-Kette unterschieden werden kann: Autor, Verlag, Vermittler, Bibliothek, Forscher/Student.

Die Vorteile für Wissenschaftler in ihrer Rolle als Forscher und Autoren sind offensichtlich: sie haben nicht nur schnelleren Zugang zu riesigen Mengen an Information, die darüber hinaus in viel „reicheren" Formaten verfügbar ist, sondern ihre eigenen Publikationen ziehen auch Vorteil aus diesen Innovationen.

Digitale Information kann zu einer Identitätskrise in wissenschaftlichen Bibliotheken führen. Traditionell beziehen Bibliotheken ihr Existenzrecht aus ihren eigenen Beständen, aber bald werden Endnutzer in der Lage sein, ihre Informationen aus Amerika genauso leicht zu erhalten wie aus ihrer örtlichen Bibliothekseinrichtung. Dies schwächt auch die Position der Universität. Darüber hinaus übernehmen Verlage und nationale Zentren immer mehr diejenigen Aufgaben, die von Bibliotheken erbracht wurden (Titelaufnahmen und Sacherschließung). Auf der anderen Seite werden Endnutzer wegen des Überflusses an Information intensive Unterstützung brauchen.

Nicht nur wissenschaftliche, sondern große wirtschaftliche Interessen hängen mit der Verfügbarkeit von Information zusammen, die nach Qualität und Relevanz ausgewählt ist. Das zeigt sich deutlich an den Umsatz- und Profitzahlen der großen wissenschaftlichen Verlage wie Elsevier Science. Die großen Kosten ihrer Veröffentlichungen gehen hauptsächlich auf die Tatsache zurück, daß das Verlagswesen auf menschlichen Dienstleistungen beruht und daher teuer ist.

ICT wird hier nicht unbedingt eine Veränderung mit sich bringen, auch wenn Papier in großem Maß durch Bytes abgelöst ist. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, daß Bibliotheken weiterhin auf irgendeine Weise bei der Sammlung und Bereitstellung digitaler Information zusammenarbeiten. Verlage hingegen gehen Partnerschaften mit Medienbetrieben ein, während Software-Firmen damit anfangen, Informationsdienste anzubieten. Im Moment ist noch nicht klar, wohin diese Entwicklungen führen werden, aber ohne Zweifel wird der Marktmechanismus eine immer wichtigere Rolle in der Informationsdienst-Kette spielen.

Die Situation in den Niederlanden

1991 warnten die Autoren des ersten niederländischen Trendberichts über Informationstechnologie der wissenschaftlich-technischen Kommission von SURF die niederländischen Universitätsbibliotheken, daß sie die „Buchmuseen des 21. Jahrhunderts" werden würden, wenn sie nicht effektiv auf die Möglichkeiten und Gefahren von ICT reagieren würden.

Heute, sieben Jahre später, ist viel erreicht worden. Bibliotheken und Rechenzentren arbeiten viel enger in den Institutionen zusammen, so daß es ganz üblich geworden ist, am Arbeitsplatz Literatur zu bestellen und zu finden. Darüber hinaus bietet Pica nahezu transparenten Zugang zu den Beständen aller wissenschaftlicher Bibliotheken. SO kann die Erwerbung von Büchern und Abonnements koordiniert werden. Die SURF-Stiftung und SURFdiensten arbeiten an transparentem und bezahlbarem Zugang zu Datenbanken aus dritter Hand. Nach den Bibliotheksdaten wird auch Volltextmaterial immer leichter elektronisch verfügbar, so daß das Ideal einer vollständigen Dokumentation am Arbeitsplatz allmählich Realität wird.

All dies trägt dazu bei, daß eine virtuelle Niederländische Wissenschaftliche Bibliothek Gestalt annimmt. Im Jahre 1993, zur gleichen Zeit als in England eine Untersuchung durchgeführt wurde, wie man mit den Belastungen auf Bibliotheksressourcen umgehen sollte, die durch die weltweite explosionsartige Zunahme in universitärem Wissen und Information ausgelöst wurde, an deren Ende der Follett-Report stand, wurde in den Niederlanden eine Steuerungskommission zu diesem Thema gegründet, zuerst als eine autonome Kommission, dann als eine Kommission der SURF-Stiftung.

Die Stuurgroep Innovatie Wetenschappelijke Informatievooziening [Steuerungskommission für Innovation in der wissenschaftlichen Informationslieferung] (IWI), die aus Vorstandsmitgliedern der Universitäten, der Königlichen Bibliothek, der Niederländischen Organisation für Wissenschaftliche Forschung (NWO) und der Königlichen Akademie der Wissenschaften gewählt wird, hat im vergangenen Jahr in ihrem Planungsbericht für 1996/1998 eine Reihe von innovativen Vorschlägen vorgelegt, die hier einen Beitrag leisten werden. Die heute verfügbaren Einrichtungen scheinen einen offensichtlichen Bedarf der Benutzer zu befriedigen, denn das schnelle Anwachsen an SURFnet-Verkehr geht hauptsächlich auf die Suche in online-Katalogen, Datenbanken und Informationsservern zurück.

Die StuurgroepIWI hat es zum Ziel, Innovationen in der Bereitstellung von wissenschaftlicher Information anzuregen. Diese Anregung betrifft:

IWI Planungsbericht 1996/1998

Im November 1995 wurde der Dreijahresplan des IWI veröffentlicht. Der Plan stellt eine Anzahl innovativer Projekte auf verschiedenen Gebieten vor.

Der Etat der IWI beträgt 4 Mio. ƒ pro Jahr: 2 Mio. ƒ vom Ministerium für Wissenschaft und Erziehung und 2 Mio. ƒ von den Mitgliedern.

Weitere Informationen

Wenn Sie mehr Informationen über IWI erhalten möchten, können Sie sich mit der Projektleiterin, Jacqueline Pietersen, in Verbindung setzen.

SURF-Stiftung

Leidseveer 35 (P.O. Box 2290)
3500 GG Utrecht, Niederlande
T + 31 30-234 66 00
F + 31 30-233 29 60
http://www.surfbureau.nl/iwi.htm"
Email: pietersen@surfbureau.nl