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To Bangkok Conference programme

65th IFLA Council and General
Conference

Bangkok, Thailand,
August 20 - August 28, 1999


Code Number: 084-165(WS)-G
Division Number: I
Professional Group: Library-University Partnerships in Distance Learning
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 165
Simultaneous Interpretation:   No

Partnerschaft zwischen Bibliothek und Universität auf dem Gebiet des Fernunterrichts

Carolyn Argentati
Bibliotheken der Staatsuniversität von North Carolina
Raleigh, North Carolina, U.S.


Abstract

Während wir uns dem Jahr 2000 nähern, eröffnen dramatische Veränderungen in Technologie, Kommunikation und im Zugang zu Informationsressourcen neue Möglichkeiten des lebenslangen Lernens in nahezu allen akademischen Fächern und Berufsfeldern. Gegenwärtig steigt die Nachfrage nach Fernunterricht und lebenslangem Lernen schneller als die materiellen Möglichkeiten der meisten Universitäten, zusätzliche Studenten zu versorgen. Die Erfahrungen der Bibliotheken der Staatsuniversität von North Carolina bei der Entwicklung von Angeboten im Bereich des Fernunterrichts sind ein Beispiel dafür, wie der Herausforderung begegnet werden kann, umfassende, individuell aufgemachte Information und Unterrichtsunterstützung für Lernende sowohl auf dem Campus als auch außerhalb desselben bereitzustellen.


Paper

Historischer Hintergrund

Eines der Grundprinzipien der Staatsuniversität von North Carolina (NC State) ist die Überzeugung, daß Bildung den Lernenden auch über die Mauern und Grenzen des Campus hinaus angeboten werden sollte. Seit langem als führend in Naturwissenschaft, Maschinenbau und Technologie anerkannt, hat NC State eine große Tradition im Bereich des lebenslangen Lernens und des Fernunterrichts, die bis in die Anfänge dieses Jahrhunderts zurückreicht, als es als staatliches College von North Carolina für Landwirtschaft und Maschinenbau bekannt war. Im Jahr 1909 wurde eine eigene Abteilung eingerichtet, die die Aufgabe hatte, „die Kluft zwischen dem College und den ländlichen Bürgern" des Staates „zu überwinden". (1) Mitte der 20er Jahre bot die Universität staatsweit Fernkurse und Kurse mit der Möglichkeit an, außerhalb des Campus Leistungsnachweise zu erbringen. In einem breiten Fächerspektrum wurde eine große Auswahl an Kursen angeboten. NC State war das einzige College der Welt, das Fernkurse im Textilbereich anbot. Wie die Fernkurse bietet die Universität die Kurse mit der Möglichkeit, außerhalb des Campus Leistungsnachweise zu erbringen, nunmehr seit mehr als sieben Jahrzehnten an.

In den 70er Jahren spielte im Fernsehen übertragener Unterricht, bei dem die Videokassettentechnik eingesetzt wurde, bei der Bereitstellung von kontinuierlichem Unterricht für die Angestellten von Betrieben und Industrien in North Carolina eine bedeutende Rolle, insbesondere im Textilbereich und im Maschinenbau. Das College für Maschinenbau schuf ein Programm namens Videobasierter Maschinenbau-Unterricht (VBEE), das hohe Einschreibungen erreichte, und dieses Programm dehnte die Möglichkeiten der Bereitstellung später auf Satellitenübertragung und Internetbasiertes interaktives Video aus.

Ende der 80er Jahre begann das College für Geistes- und Sozialwissenschaften, Kurse über Kabelfernsehen anzubieten. Auf dem Erfolg dieses Programms aufbauend, gründete die Universität im Jahr 1990 das Büro für Telekommunikation im Unterricht (OIT). OIT arbeitete mit Fakultäten der Universität zusammen, um Kurse in einem breiten Themenspektrum und in verschiedenen Formen der Bereitstellung zu entwickeln und anzubieten.

Die meisten Fernunterrichtskurse jedoch, die vor 1998 angeboten wurden, wurden getrennt von dem auf dem Campus angebotenen Studienangebot finanziert und verwaltet. Studenten außerhalb des Campus standen nur wenige Studiengänge in ihrer Gesamtheit zur Verfügung. Es gab getrennte Verfahren für Serviceangebote für Studenten und kaum Strukturen, die die Einbeziehung von Bibliothekaren und Bibliotheksressourcen durch Fernstudenten und -fakultäten ermöglichten oder förderten. In dieser Hinsicht war NC State kein Einzelfall. Eine Untersuchung der Bedürfnisse von Fernstudenten aus dem Jahr 1995 durch die Bibliotheken der Universität von Minnesota enthüllte, daß

    sowohl Studenten als auch Fakultäten dazu neigen, Umstände zu vermeiden, die die Benutzung von Bibliotheksressourcen erfordern. Die erschreckendsten Ergebnisse der Untersuchung zeigen, daß die meisten Fernstudenten einen begrenzten Zugang zu Bibliotheksressourcen und -dienstleistungen einplanten (63 %); die meisten Fakultäten erwarten, daß ihre Studenten schlechteren Zugang zu Bibliotheksressourcen haben werden als wenn sie einen Kurs auf dem Campus belegt hätten (76 %); [und] einige Fakultäten verzichten auf bestimmte Kursaufgaben, weil sie von einem fehlenden Zugang zu Bibliotheksressourcen ausgehen (20 %) ...

    Es gingen schriftliche Kommentare von Fernstudenten wie dieser ein: „Einer der Gründe, warum ich diesen Kurs wählte, war der, daß er nicht die Benutzung einer Bibliothek erforderte" ...(2)

Die Situation sollte sich jedoch ändern. Im gleichen Jahr 1995 behauptete ein Sonderbericht mit dem Titel „Die letzte Meile erreichen: Fernunterricht an der Staatsuniversität von North Carolina", daß

    viele, die mit Fernunterricht arbeiten, auf der Welle der neuen Informationstechnologien reiten, die die Art und Weise verändern, wie Wissen gesammelt, aufbewahrt, aufgenommen und verarbeitet wird und, was für die höhere Bildung besonders bedeutsam ist, die Art und Weise, in der Wissen ausgetauscht und weltweit verbreitet wird. Zum ersten Mal in der Geschichte ist Fernunterricht die Speerspitze der Unterrichtsinnovation. (3)

Dieser Bericht empfahl, daß „es für die Bibliotheken nützlich wäre, eine/n Beauftrage/n für Fernunterricht zu ernennen, die/der mit den besonderen Umständen und Problemen der campusfernen Studenten vertraut werden würde und die/der Systeme zur Unterstützung dieser Studenten entwickeln könnte."(4) Heute wird diese Vision in Bibliotheken und anderen Einrichtungen landesweit Realität, und die Bibliotheken der NCSU sind bereit, eine Führungsrolle zu übernehmen.

Fernunterricht wird Teil der Hauptrichtung

Die technologische Entwicklung der vergangenen fünf bis sechs Jahre, insbesondere das Internet und das WWW, haben die Möglichkeiten der Universitäten, Fernstudenten zu erreichen und zunehmend interaktive Lernerfahrungen anzubieten, enorm erweitert. Gleichzeitig ist zu beobachten, daß die Nachfrage nach Unterricht und Information durch den Markt für lebenslanges Lernen dramatisch wächst. (5) Die Wirtschaft des globalen Informationszeitalters und ihre von Konkurrenz gekennzeichnete Arbeitsumgebung sowie demographische Faktoren treiben diese Trends voran, und die höhere Bildung muß darauf reagieren. Einrichtungen werden zeigen müssen, daß die Fernunterrichtserfahrungen, die sie vermitteln, den Kompetenzen entsprechen, die am Arbeitsplatz benötigt werden, und das kritische Denken der Studenten und ihre Fähigkeiten im Informationsbereich werden zu den besonders kritischen Attributen gehören. (6)

An der NC State hat der Wandel in Etappen stattgefunden, und er hat neue Beziehungen und Partnerschaften zwischen Fakultäten, Verwaltung, Bibliothekaren, technischen Mitarbeitern und Studenten geschaffen. Von 1994-96 hat ein Unterrichtsprojekt für Studenten erkundet, wie Dozenten und Bibliothekare Lernerfahrungen vorbereiten könnten, indem sie netzbasierte Informationsressourcen einsetzen, um das Interesse der Studenten zu stimulieren, und Klassenzimmer-basierte Gruppenaktivitäten, die durch die Technologie ermöglicht werden. Im Sommer 1997 finanzierte eine Initiative namens „Projekt 25" eine Gruppe von 25 Fakultätsmitgliedern als „Erstanwender", um sich eingehend mit der Web-basierten Kursentwicklung und -bereitstellung zu befassen. Ein Ziel des Projektes bestand darin, einige der Vorteile und Herausforderungen bei dem Einsatz des Web als Primärmedium für das Lehren und das Lernen zu entdecken. Ein weiteres Ziel war es, im Herbst 1997 25 Online-Kurse anbieten zu können. Projekt 25 gab den Anstoß dafür, campusweite Unterstützung für Aktivitäten im Bereich der Unterrichtstechnologie zu organisieren. Ein Service für Unterrichtstechnologie (LTS) wurde gegründet, zu dessen Mitarbeitern Computerspezialisten und Bibliothekare gehörten, der Sachverstand in Unterrichtsdesign, Programmieren, Graphik und in der Einbindung von Information in den Unterricht anbietet. Die Bibliotheken stellten dem LTS Räumlichkeiten im Lern- und Forschungszentrum für das digitale Zeitalter (LRCDA) zur Verfügung, einer dem neuesten Stand der Technik entsprechenden Sammlung zur Unterstützung der Fakultäten, die im zweiten Stock der Hauptbibliothek untergebracht ist.

Ein kürzlicher Bericht der Kommission für Computerwissenschaft und Telekommunikationstechnologie des Nationalen Forschungsrates beschreibt den Prozeß als Gewandtheit im Bereich der Informationstechnologie, was als umfassender angesehen wird als die bloße „Fähigkeit", mit Information oder dem Computer umzugehen. Gewandtheit zu entwickeln ist ein Prozeß lebenslangen Lernens, der es erfordert, daß die Menschen für die Interaktion mit Information, für die Kommunikation und für das Lösen von Problemen ein vertieftes Verständnis für Technologie entwickeln und daß sie dieses Wissen kontinuierlich ausbauen. (7) Projekt 25 bot allen Beteiligten die einmalige Gelegenheit, ihre Gewandtheit zu überprüfen und zu entwickeln, da Bibliothekare und Computerspezialisten zusammenarbeiteten um Workshops zu entwickeln, mit denen Fakultätsmitgliedern und postgraduierten Assistenten die Möglichkeit geboten werden sollte, neue technische Fertigkeiten aufzubauen und den Reichtum an Informationsressourcen kennenzulernen, der für die Integration in ihre Kurse zur Verfügung steht. Zusätzlich bot ein Bibliothekar für wissenschaftliche Kommunikation, der kürzlich zu dem LRCDA gestoßen war, Workshops und Beratung an in Fragen des Copyright und des geistigen Eigentums, wie sie im Bereich des Online- und des Fernunterrichts auftreten. Ein weiteres Element des LRCDA ist das Fakultätszentrum für das Lehren des Lernens, das Workshops über „Das Verbinden von Technologie und Pädagogik" koordinierte.

Wie Hannelore Rader auf der IFLA-Konferenz 1998 bemerkt hat, „gibt es Druck auf die Fakultäten, ihre Produktivität zu erhöhen und Unterrichtsstrategien zu verändern. Solche Forderungen nach größeren Reformen der akademischen Welt werden schwierig zu erfüllen sein und Zeit brauchen. Sie können erreicht werden, wenn Unterrichtsteams eingesetzt werden ..., die Repräsentanten der Fakultäten, der Technologie, Bibliothekare und Repräsentanten der Pädagogik enthalten." (8) Rader fährt mit den Hinweisen fort, daß „Bibliothekare die einmalige Gelegenheit haben, Partner der Fakultäten bei der Reform des Lehrplans zu werden und für die Studenten das ressourcenbasierte Lernen zu erreichen," und daß „Bibliothekare, um erfolgreich zu sein, aufgeweckt, kreativ und darüber informiert sein müssen, was auf ihrem Universitätscampus geschieht."(9) Was geschieht ist, daß der Lehrplan der Universitäten dahingehend verändert wird, eine Fülle an Optionen aufzunehmen für das Lernen „mit flexiblem Zugang" und für das „zeit- und ortsunabhängige" Lernen.

Ende 1998, nach dem Erfolg des Projekts 25 und anderer, ähnlicher Initiativen, erhielten NC State und die 15 anderen Staatsuniversitäten per Gesetz eine substantielle Zuweisung für „studienabschlußrelevante Kurse, die außerhalb des Campusgeländes der einzelnen Einrichtungen angeboten werden." (10) Die Legislative legte ferner fest, daß Kurse im Fernunterricht die gleiche Qualität haben sollten wie die auf dem Campus angebotenen. Diese Gelder und Ressourcen erreichen die Integration des Fernunterrichts in die Hauptrichtung der Unterrichtsstrategie der Universität. Volle Studiengänge in Fächern von einmaliger Stärke werden geplant und entwickelt, um den Bedürfnissen der campusfernen Studenten zu entsprechen, und Dienstleistungen für die Unterstützung von Studenten werden ebenfalls verbessert.

Wie Bibliothekare der Johns Hopkins Universität kürzlich bemerkten: „All diese Politik- und Planungsangelegenheiten können direkte Auswirkungen auf die Fähigkeit von Universitäten und Colleges haben, mit dem Einsatz von Fernunterricht zurechtzukommen ... Bibliotheken müssen sich für strenge Planungs- und Entwicklungsanstrengungen einsetzen und sich daran beteiligen." (11) An der NC State werden Bibliotheksdienstleistungen und -ressourcen als integraler Bestandteil der allgemeinen Unterrichtsstrategie angesehen, und Bibliothekare haben sich an vielen zentralen Planungskomitees des Campus beteiligt, die zur Aufgabe hatten, sich die Zukunft des Fernunterrichts im Licht von projektierten Einschreibungen, Anforderungen an Serviceleistungen für Studenten und Fakultätsentwicklung und -unterstützung vorzustellen.

Bibliotheksdienstleistungen für den Fernunterricht

Während Universitäten im großen und ganzen ihre Möglichkeiten ausgebaut haben, neuen und verschiedenartigen Gruppen von Lernenden einen flexiblen, interaktiven Unterricht anzubieten, haben Bibliotheken eine starke Grundlage von Ressourcen, Technologien und Dienstleistungen aufgebaut, um diesen Unterricht zu unterstützen und aufzuwerten. Bibliothekare haben zu dem lebenlangen Lernen in der heutigen elektronischen Umgebung vieles beizutragen. Zum Beispiel sind viele der Initiativen, die die Bibliotheken der NCSU in den vergangenen Jahren entwickelt haben, direkt auf ausgesprochene Dienstleistungen für den Fernunterricht anwendbar:

  • Schaffung einer Abteilung für Initiativen zum Aufbau einer digitalen Bibliothek, eine Einheit, die sich auf Forschung und Entwicklung elektronischer Werkzeuge und Ressourcen konzentriert;
  • Entwicklung eines über das Web zugänglichen Kurses, des Online-Bibliotheks-Basisunterrichts (LOBO), der im individuellen Tempo zu absolvieren ist und Studienanfängern Recherchetechniken vermittelt;
  • Einrichtung eines elektronischen Reservierungssystems;
  • Einstellung eines Bibliothekars für Dienstleistungen im Bereich räumlicher und numerischer Daten, um geographische Informationssysteme (GIS) und andere datenintensive Anwendungen zu unterstützen;
  • Entwicklung eines individuell aufgemachten Webzugangs für Benutzer, MyLibrary@NC State [sic];
  • 24-Stunden-Recherchehilfe, persönlich, telefonisch oder über E-mail;
  • Ausbau der Sammlung von Online-Datenbanken und Verfügbarkeit von elektronischen Büchern und Zeitschriften aller Fächer im Volltext; und
  • Zugang zu Netzressourcen von außerhalb des Campus durch ein Benutzeridentifikationssystem.

Darüber hinaus haben die Bibliotheken wesentlich zu der Planung und Einrichtung des NCLIVE-Systems (Bibliotheken von North Carolina für virtuelle Bildung) beigetragen, in dem Universität, Gemeinde-College und Öffentliche Bibliotheken aus ganz North Carolina den Zugang zu einer gemeinsamen Sammlung von Online-Informationsressourcen ermöglichen, zu denen auch Enzyklopädien, Kataloge und Quellen im Volltext gehören. Weitere Details zu diesen Initiativen finden Sie auf der Homepage der Bibliothek. (12)

Das Prinzip der Angemessenheit der Dienstleistungen für Studenten vor Ort und für Fernstudenten spielt unter den Anforderungen von Gesetzgebungs-, Zulassungs- und Prüfungsinstanzen wie auch in der bibliothekarischen Fachliteratur eine hervorragende Rolle. Glücklicherweise sind Dienstleistungen, die sich mit den Bedürfnissen von Campusstudenten treffen und sie vorhersehen, wahrscheinlich auch für Fernstudenten hilfreich, und von solchen, die speziell unter dem Gesichtspunkt entwickelt wurden, zeit- und ortsunabhängig zu sein, werden auch Campusstudenten profitieren. Viele Bibliothekare und Pädagogen glauben, daß die Unterscheidungen zwischen „regulären" und Fernstudenten mit der Zeit abnehmen werden. Für die unmittelbare Zukunft jedoch haben die NCSU Bibliotheken, um einen Brennpunkt für die Ermittlung von Benutzerbedürfnissen und die Gestaltung darauf reagierender Politikinhalte und Prozeduren aufzubauen, verschiedene Mitarbeiterstellen geschaffen, die umfassende Dienstleistungen für Fernstudenten entwickeln sollen. Diese Dienstleistungen werden sich gemeinsam mit anderen wesentlichen Bibliotheksfunktionen herausbilden, mit dem letztendlichen Ziel der „Integration in die Hauptrichtung", das der Vision der Universität entspricht. Zu diesen Stellen gehört der Direktor der Dienstleistungen für den Fernunterricht, ein Bibliothekar für die Informationsvermittlung mit Verantwortlichkeiten als Verbindungsmann und Ansprechpartner, ein Sammlungs- und Ressourcenspezialist und ein Spezialist für Informationstechnologie.

Ein weiteres Grundprinzip der Bemühungen unserer Bibliotheken ist die Erkenntnis, daß Technologie oder auch Inhalte an sich beim Lehren, Lernen und in den Prozessen der Informationssuche die menschliche Interaktion nicht gänzlich ersetzen können und auch nicht sollten. Da wir zunehmend umfangreiche und komplexe elektronische Sammlungen zugänglich machen, müssen wir sowohl den Fakultäten als auch den Studenten klarmachen, daß die Hilfestellung von Mensch zu Mensch eine Option bleibt, und daß Bibliothekare dazu da sind, prompt zu reagieren, vielleicht sogar in Echtzeit. Glücklicherweise gewöhnen sich Fernstudenten daran, mit ihren Dozenten per E-mail und anderen Technologien zu kommunizieren. Sie sollten wissen, daß sie zu einem Bibliothekar ebenfalls mit dem Mittel ihrer Wahl Kontakt aufnehmen können, sei es per Telefon, Fax, E-mail, Videokonferenz, Gespräch in Echtzeit, durch kooperative Zusammenarbeit mit örtlichen Bibliotheken oder, wenn möglich, regelmäßige Fahrten des Bibliothekars zu geographisch verstreuten Örtlichkeiten. Werbematerial, Online-Formulare und Schnittstellen, die Dienstleistungen im Fernunterricht präsentieren, sollten nicht allein eine Web-Adresse enthalten, sondern so viele alternative Wege der Kontaktaufnahme wie sie die Bibliothek anbieten kann.

Es gibt zahlreiche Beispiele für einzelne Webseiten von Bibliotheken, die spezifische Dienstleistungen für Fernstudenten auflisten, und diese Seiten erlauben es Bibliothekaren, die Herangehensweisen und Erfolge anderer Einrichtungen bei der Formulierung ihrer Pläne und Politikinhalte zu bedenken. Eine besonders nützliche Zusammenstellung von Literatur und Links ist eine Seite mit dem Titel „Bibliothekarische Unterstützung für den Fernunterricht" von Bernie Sloan. (13) Ein Überblick über die gegenwärtige Landschaft zeigt, daß Bibliotheksdienstleistungen für Fernunterricht in vier Hauptkategorien eingeteilt werden können:

  • Dienstleistungen für den Unterricht: Schulung für Studenten und Fakultäten in relevanten Technologien, elementaren und themenspezifischen Recherchetechniken, Datenbankrecherchen, etc. Anleitungen und Materialien, die ein individuelles Tempo zulassen, sowohl in Papierausgabe als auch Online.
  • Kommunikation und Verbindungsarbeit zu den Fakultäten: andauernde Kommunikation und Marketing; die Verbindungsarbeit im Bereich des Fernunterrichts kann Fakultäten mit Spezialisten für bestimmte Themen zusammenbringen, um die Integration von bibliothekarischer Information in Kursmaterialien zu fördern; Bibliothekare können für bestimmte Kurse engere Partnerschaften anstreben. Bewußtsein und Einbeziehung der Fakultäten sind entscheidend, da die Fakultäten einen Kommunikationsweg zu den Studenten darstellen.
  • Zugang zu Informationsressourcen: Sicherstellen, daß die Bedürfnisse von Fernstudenten bei der Auswahl von Ressourcen und Zugangswegen berücksichtigt werden; Gewährleisten schneller Lieferung sowohl von gedruckten als auch von elektronischen Materialien auf Verlangen; Nutzen einer elektronischen Reserve.
  • Informationsvermittlung und Beratungsdienstleistungen: Anbieten einer Vielzahl von Kommunikationswegen und ausgedehnte „Öffnungszeiten"; neue Technologien auf Interaktivität untersuchen; Kooperationsabsprachen mit Bibliotheken in der Nähe der Studenten suchen.

Die NCSU Bibliotheken haben eine Webseite und eine Reihe von Dienstleistungen für lebenslang Lernende und Fernstudenten entwickelt, die all diese Aktivitäten integrieren und für eine laufende Entwicklung offen sind. (14) Campusferne Lernprogramme und Kurse mit flexiblem Zugang werden weiterhin zunehmen und in die reguläre Unterrichtspraxis der Universität integriert werden, dabei einer differenzierten studentischen Population mit komplexen Bedürfnissen an Wissen und Fertigkeiten dienen, mit einzigartigen Beschränkungen des Arbeitsplatzes und der persönlichen Verhältnisse und unterschiedlicher Gewandtheit im Umgang mit und Zugang zu Technologie. In diesem dynamischen Milieu haben sich die NCSU Bibliotheken der Aufgabe verschrieben, die gesamte Bandbreite qualitativ hochwertiger, benutzerorientierter Informationsressourcen und Dienstleistungen bereitzustellen, die alle Lernstile und Unterrichtsmodelle unterstützen.

Schluß

Die effektivsten und lohnendsten Initiativen im Bereich des Fernunterrichts sind von einer Vision geleitet, die die schnelle Übernahme innovativer Technologien mit gesunden pädagogischen Prinzipien kombiniert. Die NCSU Bibliotheken bieten ein Beispiel dafür, wie man ein führender Partner in der universitären Unterstützung für Fernstudenten und lebenslang Lernende wird, indem man die Lernerfahrung verbessert und Interaktion zwischen Studenten, Dozenten, Bibliothekaren, zwischen Kursinhalten und Informationsressourcen ermöglicht. Bibliothekare können gegenwärtige und künftige Möglichkeiten ergreifen, kreative Dienstleistungen für den Fernunterricht zu entwickeln, Wissen nicht nur zu teilen, sondern Aufklärung zu erzielen.

References

1. David A. Lockmiller, History of the North Carolina State College of Agriculture and Engineering of the University of North Carolina, 1889-1939. Raleigh, North Carolina: General Alumni Association, 1939, p. 105.

2. Reaching the Last Mile: Distance Education at North Carolina State University. Raleigh, North Carolina: North Carolina State University, June 1995, p. 5.

3. "From the Margins to the Mainstream: Developing Library Support for Distance Learning," LibraryLine 8 (4), May 1997, p. 2. Available: http://www.lib.umn.edu/pubs/LibLine/LLvol8no4.html.

4. Reaching the Last Mile, p. 23.

5. Maryhelen Jones, "Future Fast Forward: Libraries and Distance Education," Distance Education in a Print and Electronic World: Emerging Roles for Libraries, Proceedings of the OCLC Symposium, ALA Midwinter Conference, New Orleans, Louisiana, January 1998, p. 2. Available: http://www.oclc.org/oclc/man/10256dis/index.htm.

6. Jones, p. 4.

7. Being Fluent with Information Technology. Washington, D.C.: National Academy Press, 1999. Available: http://www.nap.edu/readingroom/books/BeFIT/.

8. Hannelore B. Rader, "Faculty-librarian collaboration in building the curriculum for the millennium-the U.S. experience," 64th IFLA General Conference, August 1998, p. 3. Available: http://archive.ifla.org/IV/ifla64/040-112e.htm.

9. Rader, p. 3.

10. 1998 North Carolina Session Laws, Ch. 212, Sec. 11.7.

11. Elizabeth E. Kirk & Andrea M. Bartelstein, "Libraries Close in on Distance Education," Library Journal 124 (6), April 1, 1999, p. 41.

12. NCSU Libraries, see http://www.lib.ncsu.edu.

13. Bernie Sloan, "Library Support for Distance Learning," Available: http://www.lis.uiuc.edu/~sloan/libdist.htm.

14. NCSU Libraries Distance Education Services, see http://www.lib.ncsu.edu/risd/distance/.

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