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66th IFLA Council and General
Conference

Jerusalem, Israel, 13-18 August

 
 


Code Number: 033-82(WS)-G
Division Number: VI
Professional Group: Information Technology
Joint Meeting with: National Libraries: Workshop
Meeting Number: 82
Simultaneous Interpretation:

Aktivitäten von CDNL und CENL im Bereich der Identifikatoren

Titia van der Werf
Koninklijke Bibliotheek
The Hague, The Netherlands


Zusammenfassung:

Im Zuge der Ausweitung ihres Sammelauftrags auf die Erhaltung genuin elektronischer Publikationen haben die Nationalbibliotheken ein besonderes Interesse an der Verfügbarkeit von Persistent Identifiers für digitale Materialien. Persistent Identifiers und ihre Auflösung in Netzadressen des Archivs sind der Schlüssel zur Langzeitarchivierung von Depotsammlungen.


Paper

Die Konferenz der Direktoren von Nationalbibliotheken (CDNL) hat eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung dieser Fragen eingesetzt und ein Jahr später die in dieser Gruppe erarbeiteten Prinzipien und Empfehlungen gebilligt. Auf Anraten der Arbeitsgruppe hat die CDNL die Verantwortung für die Verwaltung des Namespace "NBN" (National Bibliography Number) für Nationalbibliotheken übernommen. Derzeit werden erste Schritte unternommen, um eine weltweite Identifizierungs-Infrastruktur für vernetzte Depotsammlungen aufzubauen. NBNs sind in diesem globalen Rahmen einmalig und lassen sich in Adressen auflösen, die den Zugriff auf die zugehörigen bibliographischen Beschreibungen und die eigentlichen Archivdokumente eröffnen. NBNs können also global eingesetzt werden, um den Zugang zu Depotsammlungen in aller Welt zu ermöglichen. Die CDNL muß sich noch mit wichtigen organisatorischen und technischen Fragen der Umsetzung befassen. Die eingesetzte Arbeitsgruppe wird sich schrittweise dieser Probleme annehmen.

Die Arbeitsgruppe Persistent Identifiers der CDNL

Nationalbibliotheken sind für die Langzeitarchivierung und -verfügbarkeit von Publikationen und anderen Elementen des dokumentarischen Kulturerbes verantwortlich. Im Zuge der Ausweitung ihres Sammelauftrags auf die Erhaltung genuin elektronischer Publikationen haben die Nationalbibliotheken ein besonderes Interesse an der Verfügbarkeit von Persistent Identifiers für digitale Materialien. Persistent Identifiers und ihre Auflösung in Netzadressen des Archivs sind der Schlüssel zur Langzeitarchivierung von Depotsammlungen. Diese Problemstellung wurde von der CDNL aufgegriffen, die eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Nationalbibliotheken Australiens, Deutschlands, Finnlands, Kanadas, der Niederlande und der USA unter dem Vorsitz von Winston Tabb von der Library of Congress ins Leben gerufen hat. Die Arbeitsgruppe hat sich bislang zweimal getroffen: in Washington DC vom 28.-30.04.1999 und in Den Haag am 23./24.03.2000. Im folgenden sollen die wichtigsten Ergebnisse, die von der Gruppe bislang erarbeitet wurden, sowie die künftige Stoßrichtung vorgestellt werden.

Der Verwendung von Identifikatoren durch Nationalbibliotheken

Nationalbibliotheken setzen Identifikatoren auf verschiedene Art und Weise ein:
  • Erleichterung der bibliographischen Kontrolle durch Verwaltung und Zuteilung von ISBNs, ISSNs, ISMNs etc. als dafür verantwortliche Agentur
  • Größere Verbreitung und Kontrolle ihrer eigenen bibliographischen Aufnahmen und Normdaten durch die Verknüpfung der Aufnahmen mit Identifikatoren, wie z.B. der NBN
  • Erleichterung der Beschaffung von Publikationen durch Verwendung von Verlags- oder anderen Identifikatoren im Rahmen der Bestellabwicklung
  • Unterstützung der lokalen Verwaltung von Depotsammlungen durch die Verwendung lokal zugewiesener Signaturen oder URLs
In einer digitalen Netzwerkumgebung verändert sich der Gebrauch von Identifikatoren aufgrund des Auflösungsmechanismus, durch den diese die Funktion einer Zugriffsadresse übernehmen. In diesem Umfeld experimentieren die Nationalbibliotheken mit neuen Einsatzmöglichkeiten von Identifikatoren:
  • Erleichterung des direkten Endnutzerzugangs zu digitalisierten Sammlungen durch den Einsatz eines Identifikators, den die Bibliothek als Produzentin eines digitalen Bildes der jeweiligen Einheit zuweist
  • Verbesserter permanenter Zugriff auf Netzpublikationen fremder Anbieter, z.B. durch die Einrichtung von PURL-Diensten oder durch URN-Erzeugung
  • Ermöglichung der direkten Verlinkung eines Katalogeintrags, der eine Netzpublikation beschreibt, mit der Ressource selbst, z.B. durch die Verzeichnung aktiver URLs im Katalog
  • Verbesserung der Zitierbarkeit von Netzpublikationen, die auch in einer Depotsammlung verfügbar sind, durch die Bekanntgabe von Archiv-URLs.

Neue Herausforderungen durch den Gebrauch von Identifikatoren in einer Netzwerkumgebung

Fragen, die sich im Zusammenhang mit diesen neuen Anwendungsfeldern stellen, sind mit allgemeineren Problemen verknüpft, auf die man auch in anderen Bereichen stößt, wie zum Beispiel:
  • Spezifitätsgrad: Erforderliche spezifische Ebene, auf die ein Identifikator verweisen soll, d.h. auf das digitale Objekt als ganzes und/oder auf seine einzelnen Teile, und das Verhältnis zum Spezifitätsgrad der zugehörigen Beschreibung
  • Metadaten: Es besteht ein grundsätzlicher Bezug zwischen Identifikatoren und Metadaten. Welche Metadaten werden benötigt, um die Funktion der Identifikation zu ergänzen? Die Unterschiede zwischen Identifikatoren und Metadaten beginnen sich zu verwischen, sobald Identifikatoren inhaltlich relevante Metadaten (z.B. Versionsangaben) enthalten und Links zu Katalogeinträgen verwendet werden, um digitale Objekte zu identifizieren und zu lokalisieren.
  • Dauerhaftigkeit der Identifikatoren und des Auflösungsmechanismus: dabei handelt es sich im wesentlichen um eine Frage der Verantwortlichkeit. Wenn Nationalbibliotheken die Verantwortung für die Zuordnung und Kontrolle von Persistent Identifiers zu digitalen Objekten, die andere bereitstellen, übernehmen, in welchem Umfang sollten sie sich darüber hinaus für den damit verbundenen Auflösungsdienst zuständig fühlen? Wo endet diese Zuständigkeit und wo beginnt die Verantwortlichkeit des Anbieters für die lokale URL-Verwaltung?
  • Vielfalt der Identifikationssysteme: Es ist davon auszugehen, daß Bibliotheken sich mit digitalen Objekten werden auseinandersetzen müssen, denen verschiedene Identifikatoren von unterschiedlichen Stellen zugeordnet wurden. Die verschiedenen Identifikatoren eines digitalen Objekts werden in der Regel von unterschiedlichen Auflösungsdiensten abhängen. Um eine funktionierende Verbindung zwischen der bibliographischen Beschreibung und dem digitalen Objekt sicherzustellen, hängen die Bibliotheken von einer Kette aufeinander abgestimmter Technologien ab, welche die Links unterstützen, wie etwa die verschiedenen Auflösungsdienste und die Integrität der Links zwischen dem Identifikator und den aktuell gültigen physischen Adressen des Objekts.

Leitlinien der CDNL für Identifizierungssysteme

Die Arbeitsgruppe Persistent Identifiers der CDNL hat Leitlinien für die Entwicklung von Identifizierungssystemen herausgegeben. Diese Prinzipien wurden beim CDNL-Treffen auf der letzten IFLA-Konferenz in Bangkok gebilligt. Die CDNL-Prinzipien unterstreichen die Notwendigkeit des Aufbaus einer Identifizierungs-Infrastruktur, wie sie sich im Webpublishing-Sektor entwickelt, nicht nur, um elektronischen Geschäftsverkehr zu unterstützen, sondern auch um den Zugriff auf Netzpublikationen zu erleichtern. In den Leitlinien wird weiterhin betont, daß die internationale Bibliothekswelt mit den Anbietern der Inhalte partnerschaftlich zusammenarbeiten muß, um Einfluß auf die weitere Entwicklung im Verhältnis zwischen Identifikatoren und Metadaten zu nehmen. Die Empfehlungen halten interoperable Identifizierungssysteme auf der Grundlage einer Architektur für erforderlich, die "auf offenen, internationalen Standards basiert und die auf breitester Basis vorurteilsfrei und in einem vernünftigen finanziellen Rahmen Informationsanbietern zur Verfügung steht". Weiterhin sollte "das Identifizierungsschema allgemein zugänglich sein", und "die Gebühren für die Vergabe und Verwaltung von Identifikatoren sollten, falls überhaupt in Rechnung gestellt, auf einer Nonprofit-Basis erhoben werden". Schließlich sollten die weltweiten Auflösungsdienste allgemein zugänglich sein, im Unterschied zum Zugriff auf die Ressourcen selbst, die anerkanntermaßen einer Zugangskontrolle unterliegen können. Nicht zuletzt halten die Prinzipien der CDNL "die Verantwortung von Einrichtungen wie Nationalbibliotheken", fest, "in letzter Instanz Identifikatoren aufzulösen, die auf Ressourcen des kulturellen Erbes verweisen".

Die CDNL wird sich insgesamt für die Einhaltung dieser Prinzipien einsetzen. Ihre technische Arbeitsgruppe hat folgende Aufträge erhalten:

  • Förderung der Entwicklung von Standards für Persistent Identifiers und der zugehörigen Infrastruktur für Auflösungsdienste
  • Zusammenarbeit mit anderen an diesen Entwicklungen Beteiligten, insbesondere mit den Produzenten der Inhalte und den Verlegern, mit den Entwicklern von Internet-Technologien, wie z.B. dem World Wide Web Consortium (W3C) und der Internet Engineering Task Force (IETF), und mit dem Web-Browser-Sektor.

Die CDNL baut einen gemeinsamen URN-Namespace auf

Auf Empfehlung der Arbeitsgruppe hat die CDNL die Verantwortung für die Verwaltung des NBN-Namespace für Nationalbibliotheken übernommen und die Library of Congress dazu bestimmt, stellvertretend für die CDNL als Agentur die Registrierung für den gemeinsamen Namespace zu betreiben. Die Universitätsbibliothek von Helsinki, Finnlands Nationalbibliothek, ist gerade dabei, die NBN als URN-Namespace bei der IETF zu registrieren.

Diese ersten Schritte dienen dazu, eine weltweite Identifizierungs-Infrastruktur für vernetzte Depotsammlungen aufzubauen. NBNs sind in diesem globalen Rahmen einmalig und lassen sich in Adressen auflösen, die den Zugriff auf die zugehörigen bibliographischen Beschreibungen und die eigentlichen Archivdokumente eröffnen. NBNs können also global eingesetzt werden, um den Zugang zu Depotsammlungen in aller Welt zu ermöglichen.

Das Konzept der NBN ist generisch und bezieht sich auf eine Gruppe von Identifizierungssystemen, die von Nationalbibliotheken zur Identifikation von Beschreibungen der archivierten Medien und in einigen Fällen auch zur Identifikation der zugehörigen Dokumente selbst verwendet werden. Bislang hat jede Nationalbibliothek ihr eigenes NBN-System unabhängig von anderen Bibliotheken eingesetzt; es hat keine global agierende Organisation gegeben, welche die Zuweisung von NBNs gesteuert hätte. Aus diesem Grund sind die NBNs nur auf der nationalen Ebene einmalig.

Um die NBNs weltweit einmalig zu machen, wird die Erweiterung um ein Präfix vorgeschlagen, das aus einem Ländercode oder einer anderen Codierung bestehen kann und das bei der NBN Prefix Registry der Library of Congress hinterlegt wird.

Beispiele für NBNs, die als URNs verwendet werden:

URN:NBN:fi-fe19981001 (eine "echte" URN, zugewiesen von der finnischen Nationalbibliothek)

URN:NBN:LCCN2001000168 (eine LCCN-basierte hypothetische URN, zugewiesen von der Library of Congress)

Darüber hinaus muß ein weltweites Auflösungssystem eingerichtet werden, um den Gebrauch von NBNs als URNs tatsächlich zu ermöglichen. Ein NBN-Auflösungsdienst muß installiert werden, der wohl auf der bestehenden DNS(Domain Name System)-Architektur aufsetzen wird, um eine NBN an denjenigen Auflösungsdienst zu verweisen, der durch das NBN-Präfix identifiziert wird. An dieser Stelle wird die NBN auf nationaler oder lokaler Ebene von den jeweils verantwortlichen Organisationen aufgelöst. Der letzte Schritt des Auflösungsprozesses erfolgt auf der Ebene der nationalbibliographischen Datenbank. Diese Datenbank enthält die Beschreibung der Ressource und die URL, die zum tatsächlichen Dokument im Archivsystem führt.

Dieses Auflösungssystem wird wesentlich auf der Servicequalität jeder einzelnen teilnehmenden Archivbibliothek beruhen. Anwendungsrichtlinien und Werbeaktionen sind erforderlich, um die Umsetzung des vorgeschlagenen NBN-als-URN-Konzepts auf breiter Ebene sicherzustellen.

Die CDNL muß sich noch mit wichtigen organisatorischen und technischen Fragen der Umsetzung befassen. Die eingesetzte Arbeitsgruppe wird sich schrittweise dieser Probleme annehmen.

Weitere Schritte

Die CDNL wird die erarbeiteten Leitlinien weiter verbreiten und in der Bibliothekswelt das Bewußtsein für die Notwendigkeit einer Identifizierungs-Infrastruktur schärfen, um den Zugriff auf Netzpublikationen zu erleichtern. Sie wird die Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten fördern, um den Aufbau einer solchen Identifizierungs-Infrastruktur zu beschleunigen. Die Arbeitsgruppe Persistent Identifiers hat die Aufgabe, die Einrichtung eines NBN-Namespace voranzutreiben. Die finnische Nationalbibliothek wird den Namespace eintragen lassen, und die Library of Congress wird Richtlinien für das NBN-SubPrefix-Registry herausgeben. Die Arbeitsgruppe wird sich mit der Erhaltung der Integrität der NBN und der URL-Verwaltung in Archivbibliotheken befassen.

Diese und künftige Schritte werden zum Aufbau einer globalen Identifizierungs-Infrastruktur mit dem Ziel des verbesserten Zugangs zu Depotsammlungen beitragen.

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Latest Revision: August 2, 2000 Copyright © 1995-2000
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