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S.Serap Kurbanoglu
In diesem Referat berichten wir über die Ergebnisse unserer Untersuchung an der Hacettepe Universität in Ankara, Türkei, über die Auswirkungen der fachlichen Orientierung bei Wissenschaftlern aus den Bereichen der Naturwissenschaften, des Ingenieurswesens, der Sozialwissenschaften und der Geisteswissenschaften bei der Bibliotheksbenutzung. Wir vergleichen unsere Ergebnisse auch mit anderen Berichten der wissenschaftlichen Literatur. Gestützt auf diese Ergebnisse geben wir einige Empfehlungen zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Bibliothekaren und Wissenschaftlern.
In diesem Referat berichten wir über die Ergebnisse unserer Untersuchung an der Hacettepe Universität in Ankara, Türkei, über die Auswirkungen der fachlichen Orientierung bei Wissenschaftlern aus den Bereichen der Naturwissenschaften, des Ingenieurswesens, der Sozialwissenschaften und der Geisteswissenschaften bei der Bibliotheksbenutzung. Wir vergleichen unsere Ergebnisse auch mit anderen Berichten der wissenschaftlichen Literatur. Gestützt auf diese Ergebnisse geben wir einige Empfehlungen zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Bibliothekaren und Wissenschaftlern.In einem Fragebogen wurde unsere Untersuchungsgruppe gebeten, Fragen zu beantworten wie ihre Wahl der Informationsquellen und Informationswege; die wichtigsten Zeiträume für eine solche Information (z.B. während der Abfassung einer Dissertation oder eines Artikels zur Veröffentlichung) ; ob die Art der gesuchten Information aktuell oder alt ist; Vertrautheit mit elektronischen Bibliotheksquellen und Diensten; Gründe und Häufigkeit der Benutzung von Informationszentren. Gestützt auf die Auswertung der ausgefüllten Fragebögen konnten wir einige Empfehlungen zur Verbesserung von Bibliotheksdienstleistungen geben.
Auch der Begriff Informationsbedarf wird auf unterschiedlichste Weise verwendet. Informationsbedarf existiert nur als subjektive, relative geistige Vorstellung in der Erfahrungswelt eines Individuums (Wilson and Streatfield, 1981). Es wird definiert als die „Erkenntnis des Vorhandenseins von Unsicherheit" (Krikelas, 1983, S. 6).
Informationsbeschaffung, die sich aus der Erkenntnis eines Bedarfs ergibt (Wilson, 1981), wird von Krikelas (1983, S.6-7) definiert „als jede Handlung eines Individuums zur Auffindung einer Botschaft, die einen wahrgenommenen Bedarf befriedigt. Anders ausgedrückt, die Informationsbeschaffung beginnt mit der Wahrnehmung, daß der gegenwärtige Kenntnisstand nicht ausreicht, um eine Frage (oder ein Problem) zu behandeln".
Alle Umfrageteilnehmer gaben an, daß sie, obwohl sie die benötigte Information sowohl auf informellem als auch auf formalem Wege erhalten, wenn möglich, dem formalem Weg gegenüber dem informellen den Vorzug geben. Wissenschaftliche Konferenzen und Tagungen sind das wichtigste Forum für informelle Informationsbeschaffung in Diskussionen mit anwesenden Kollegen.
Auf die Frage nach dem Grund der Teilnahme an wissenschaftlichen Tagungen gaben alle Umfrageteilnehmer an, daß solche Treffen nicht nur der Erweiterung des Wissens durch die Referate und Diskussionen, sondern auch der Knüpfung sozialer Kontakte und Beziehungen dienten. Jedoch scheint der Hauptgrund für eine Konferenzteilnahme bei Naturwissenschaftlern und Geisteswissenschaftlern verschieden zu sein. Während den Naturwissenschaftlern am meisten daran liegt, selbst Vorträge zu halten, geben sich die Geisteswissenschaftler eher damit zufrieden, die auf den Tagungen gehaltenen Referate in schriftlicher Form zu bekommen.
Der wichtigste Unterschied zwischen den Angehörigen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen bezieht sich auf die jeweilige Aktualität der Information. Während die Ingenieure und Naturwissenschaftler vorrangig aktuelle Informationen aus Zeitschriften suchen, befriedigen die Geisteswissenschaftler ihren Informationsbedarf im Gegenteil meistens aus Büchern. Andererseits bevorzugen die Sozialwissenschaftler Bücher gegenüber Zeitschriften, aber sie verfolgen Zeitschriften in weit stärkerem Maß als die Geisteswissenschaftler. Daraus folgt, daß Datenbanken, Register und Abstracts von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren weit häufiger und intensiver genutzt werden. Daraus folgt notwendigerweise auch, daß Naturwissenschaftler und Ingenieure die elektronischen Datenbanksysteme viel stärker nutzen als ihre Kollegen aus anderen Wissenschaftsgebieten. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, daß Naturwissenschaftler zwar ihre mangelnde Vertrautheit mit elektronischen Datenbanksystemen als Hindernis für die Informationsbeschaffung bezeichnen, aber Geisteswissenschaftler keine solchen Vorbehalte äußern.
Außerdem ergab sich, daß Ingenieure und Naturwissenschaftler ihr Wissen erweitern, indem sie den Hinweisen in den Bibliographien von Zeitschriftenaufsätzen nachgehen, während Sozialwissenschaftler und Geisteswissenschaftler vor allem die Hinweise in den Büchern auswerten. So überrascht es auch nicht, daß Bibliothekskataloge öfter von Geisteswissenschaftlern und Sozialwissenschaftlern als von Naturwissenschftlern und Ingenieuren benutzt werden.
Die verhältnismäßig eindeutige Terminologie im Bereich der Naturwissenschaften und des Ingenieurwesens erleichtert die Erstellung und Nutzung von Datenbanken, Handbüchern, Registern und Abstracts. Wegen der terminologischen Vieldeutigkeit und Unsicherheit im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften ist die Erstellung und Nutzung solcher Medien in diesen Bereichen viel schwieriger.
Im Bereich der Nachschlagewerke bevorzugen Sozialwissenschaftler und Geisteswissenschaftler Wörterbücher gegenüber Handbüchern und Bibliographien gegenüber Registern und Abstracts. Für die Wahl von Zeitschriften scheint in allen Disziplinen das entscheidende Kriterium deren Verfügbarkeit zu sein, und während die Naturwissenschaftler am liebsten normale Rezensionszeitschriften lesen, bevorzugen die Ingenieure Zeitschriften, deren Artikel von Fachkollegen gegengelesen worden sind.
Das größte Problem für unsere Umfrageteilnehmer war die Unmöglichkeit, die gewünschten Materialien in ihrer Bibliothek zu finden, und alle äußerten den Wunsch nach einer Beibehaltung der Fernleihe.
Es ergab sich außerdem, daß sich manche Probleme vermeiden hätten lassen, wenn die Bibliotheken die notwendigen Maßnahmen ergriffen hätten, um die Fragesteller mit ihren Dienstleistungen bekannt zu machen.
Ein interessantes Ergebnis unserer Untersuchung war, daß Naturwissenschaftler und Ingenieure, wenn möglich, vorzugsweise die Originalbeiträge lesen (vorausgesetzt, sie beherrschen deren Sprache gut), während die Sozialwissenschaftler und Geisteswissenschaftler Übersetzungen ins Türkische bevorzugen, obwohl sie das Referat in der Originalsprache lesen und verstehen können.
Wir fanden überraschenderweise heraus, daß die Wissenschaftler unserer Universität mit Ausnahme der Naturwissenschaftler ihre Literatursuche vorzugsweise ohne Hilfe eines Bibliothekars durchführen. Möglicherweise liegt dies an der besseren Kommunikation zwischen dem Wissenschaftler und dem Bibliothekar aufgrund der eindeutigeren und präziseren Wissenschaftssprache in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Gebieten. Ironischerweise bemängeln gerade diejenigen, die ihre Suche am liebsten allein durchführen, die Schwierigkeiten dabei, besonders bei der Suche in Registern und Abstracts.
Wie bereits oben erwähnt, kann man der Entschlossenheit der Wissenschaftler, ihre Suche trotz aller Schwierigkeiten selbst durchzuführen, mit einem Programm zur Benutzerschulung entgegenkommen, das auf die jeweiligen Bedürfnisse des Wissenschaftsgebietes abgestimmt ist. Dieses Programm sollte die Nutzung von Sekundärquellen wie Registern, Abstracts und Datenbanken beinhalten. Wir empfehlen, daß solche Suchübungen gemeinschaftlich zwischen Bibliothekaren und Wissenschaftlern veranstaltet werden, so daß beide Seiten ihre eigenen Kenntnisse zur Problemlösung beitragen können.
Wir empfehlen außerdem, daß solche Programme auf die Bedürfnisse eines jeden Fachs abgestimmt sein sollen, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen verfügbaren Informationswege und Quellen. Daraus folgt auch, daß Bibliothekare, die ein solches Projekt leiten, zuvor die nötigen Kenntnisse erwerben müssen. Da es in unserem Land elektronische Suchmöglichkeiten noch nicht sehr lange gibt, ist vor einem vollen Programm zur Benutzerschulung ein kleines Pilotprogramm dringend zu empfehlen.
Zusammenfassend sollten die Bibliothekare bei ihren Dienstleistungen die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Fächer berücksichtigen und flexibel auf neue Bedürfnisse und Situationen reagieren.
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Krikelas, J. (1983) 'Information Seeking Behavior: Patterns and Concepts' Drexel Library Quarterly 19: 5-20
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Wilson, T. D. and Streatfield, D. R. (1981) 'Structured Observation in the Investigation of Information Needs' Social Science Information Studies 1: 173-184.