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66th IFLA Council and General
Conference

Jerusalem, Israel, 13-18 August

 
 


Code Number: 011-164-E
Division Number: IV
Professional Group: Cataloguing
Joint Meeting with: -
Meeting Number: 164
Simultaneous Interpretation:   No  

Eine Zeit des Aufbaus- Israelische Katalogisierung im Übergang

Chaim Seymour
Bar-Ilan University
Israel


Zusammenfassung:

Die israelische Bibliotheks-Szene kann mit der von europäischen Ländern mit einer ähnlichen Bevölkerungsgröße verglichen werden. Es gibt Schulbibliotheken, Öffentliche Bibliotheken, College- und Universitätsbibliotheken. Israels Nationalbibliothek bedient zugleich die Hebräische Universität von Jerusalem.

The World of Learning, 1999, zählt sieben Bibliotheken mit mehr als 250.000 Bänden auf. Katalogisiert wird in der Landessprache in vier Schrifttypen: der europäischen, hebräischen, arabischen und kyrillischen.

Retrospektive Konversion findet in zwei größeren Bibliotheken statt und benutzt OCLC's RETROCON.

Der Katalogisierung von Internet-Quellen wird hohe Priorität eingeräumt.Vorbereitungen für die Migration zu einer auf PC basierenden client-server Software sind im Gange, diese wird Unicode benutzen und die "bi-directional facilities", die zur Zeit zur Verfügung stehen, verbessern.


Hintergrund

Die israelische Bibliotheks-Szene kann mit der von europäischen Ländern mit einer ähnlichen Bevölkerungsgröße verglichen werden. Es gibt Schulbibliotheken, Öffentliche Bibliotheken, College- und Universitätsbibliotheken. Israels Nationalbibliothek bedient zugleich die Hebräische Universität von Jerusalem.

The World of Learning, 1999, zählt sieben Bibliotheken mit mehr als 250.000 Bänden auf (Angaben in der Reihenfolge Name der Bibliothek, Bände, lfd. Zeitschriften):

Weizmann Institut

250.000
1.450

Ben-Gurion Universität

720.00
5.000

Universität von Haifa

780.000
8.000

Bar-Ilan Universität

850.000
4.500

Tel-Aviv Universität

880.000
4.800

Technion

900.000
5.000

Nationalbibliothek/Hebräische Universität

4 Mio
15.0001
Alle größeren Bibliotheken dienen als Universitätsbibliotheken.

 

Status Quo Ante

Man kann sagen, dass bestimmte Merkmale der israelischen Katalogisierung den entsprechenden in den Vereinigten Staaten überlegen sind. Die großen Bibliotheken sind nicht nur Mitglieder des gleichen akademischen Netzwerks, sie benutzen auch die gleiche Software, Aleph. Das Bibliotheksnetz ist über Internet verbunden und benutzt intern eigene Software. Latinisierung wird selten benutzt. Viele israelische Bibliotheken benutzen vier Alphabete, das europäische (d.h. das lateinische), hebräische, arabische und kyrillische.1 Im Fall, dass ein Endgerät oder PC keine arabischen oder kyrillischen Zeichen anzeigen kann, wird das Arabische in hebräischer Transliteration und das Kyrillische in lateinischer durch den Computer wiedergegeben. Damit ist das Problem der Anzeige gelöst. Allerdings muss die Suche in arabischen bzw. kyrillischen Zeichen erfolgen. Das System ist zweigleisig. Der Computer wird am Anfang durch einen Code über die gewünschte Schriftart informiert (Lazinger & Adler, 1998, S. 183). Lateinische Buchstaben können in einen hebräischen Text eingebracht werden, aber hebräische können nicht in Texten in einer der europäischen Sprachen verwandt werden.

Das System basiert auf ASCII. Wenn mit Hebräisch gearbeitet wird, werden die Standard-ASCII-Symbole ab 224 durch hebräische Buchstaben ersetzt. Bibliotheken wie die der Hebräischen Universität und der Universität von Haifa, die Pionierarbeit in der Automation geleistet haben, mussten dafür bezahlen. Ihre ersten Systeme basierten auf weniger weit entwickelten Computern, sie benutzten das ASCII-System mit 128 Zeichen, das nur zwei Alphabete zur Verfügung stellte. Die englischen Kleinbuchstaben wurden durch hebräische Buchstaben ersetzt und ihre Kataloge bestanden aus englischen Grossbuchstaben und hebräischen Zeichen. Mit Ausnahme der Nationalbibliothek benutzen die israelischen Bibliotheken selbst heute keine diakritischen Zeichen wie z.B. den Umlaut etc. (Lazinger & Adler, 1998, S. 160). Die meisten israelischen Bibliotheken arbeiten nicht in einem MARC-Umfeld, sie benutzen zweistellige Kategorien, die in den meisten Fällen sehr viel allgemeiner sind als die Felder in MARC.

Die meisten Netzwerk-Teilnehmer benutzen eine ältere Version von Aleph, Aleph 3. Eine neuere Version, Aleph 500 ist außerhalb Israels an vielen Orten voll einsatzfähig. Aleph 500 ist ein modernes, auf PC basierendes client-server-System, das die Reorganisation unseres Systems erforderlich macht. Aleph 500 wurde ursprünglich ohne Berücksichtigung des Hebräischen vertrieben und war deshalb für die Benutzung durch Israelis nicht brauchbar. Das gegenwärtige Ziel ist, die größeren israelischen Bibliotheken im Sommer 2001 zu konvertieren.

 

Zeit des Aufbaus (oder Wandels)

  1. Retrospektive Konversion
    Wissenschaftliche Bibliotheken haben verschiedene Methoden zur retrospektiven Konversion angewandt. Die Campus Bibliothek der Hebräischen Universität Mount Scopus war einige Monate geschlossen und öffnete dann voll computerisiert. An der Haifa-Universität wurden Kurztitelaufnahmen erstellt und später vervollständigt. 1997 hatten nur noch drei große Bibliotheken ihre retrospektive Konversion nicht abgeschlossen. 1997 hatte als erste israelische Universität die Bar-Ilan Universität Outsourcing genutzt. Der RETROCON Dienst von OCLC wurde für die europäischen Sprachen eingesetzt. Nach der Überwindung der Probleme bei der Adaptierung von MARC-Datensätzen in eine Nicht-MARC-Umgebung unternahm Bar-Ilan eine Teilkonversion von AACR1-Datensätzen in eine modernere Form (s. Seymour, 1999). Mithilfe maschineller logischer Tests werden Uneinheitlichkeiten in Normdateien festgestellt, die durch die Einführung der OCLC-Datensätze entstanden sind. Die Hebräische Universität begann 1999 mit dem Outsourcen, und die Sourasky-Bibliothek der Universität von Tel-Aviv zieht RETROCON ebenfalls in Erwägung.

  2. Katalogisierung von Internet-Resourcen
    Ich glaube, dass von allen Veränderungen, die in den letzten 10 Jahren stattfanden, die Katalogisierung von Internet-Resourcen die radikalste ist. Sie verändert unsere gesamtes Bibliotheks- und Katalog-Konzeption. Jetzt verzeichnet der Bibliothekskatalog Materialien, die nicht in der Bibliothek sind, ihren Benutzern aber zur Verfügung stehen. Wir müssen jetzt selektiv katalogisieren, da die hundertprozentige Abdeckung des vorhandenen (d.h. des angebotenen) Materials nicht länger möglich ist. Ich sprach das Thema in einer israelischen Bibliothekszeitschrift Meda veSafranut 1996 an. Zu dieser Zeit hatte OCLC gerade mit dem INTERCAT-Experiment begonnen, und an der Universität von Haifa begann ein ähnliches Experiment.

    Etwas mehr als drei Jahre später weist die September-Ausgabe von Meda veSafranut drei Artikel auf, in denen Aspekte der Internet-Katalogisierung diskutiert werden. Aharoni (1999) beschreibt Verfahren an der Bibliothek für Life-Sciences und Medizin der Universität Tel Aviv, die auf der Verzeichnung der elektronischen Ausgabe bei der Katalogaufnahme der gedruckten Ausgabe basieren. Elektronische Zeitschriften, die von dem Konsortium Israelischer Universitäten erworben wurden, sind im Gesamtverzeichnis der Zeitschriften angezeigt. Mitgliedsbibliotheken steht es frei, die Katalogisate zu übernehmen. Eliyahu & Kedar (1999) diskutieren Dublin Core. Shai (1999) von der Universitätsbibliothek Haifa zieht Schlüsse aus seinen Erfahrungen von mehr als vier Jahren. Die Universitätsbibliothek von Haifa katalogisiert nicht nur elektronische Zeitschriften und Datenbanken, sondern auch Websites. Als ich meinen Artikel schrieb (Seymour, 1996), bestand die Frage, ob wir an dem Versuch der Universitätsbibliothek von Haifa teilnehmen sollten. Heute unterhalten wir uns darüber, was und nicht ob zu katalogisieren ist.

  3. Einführung von MARC
    Die israelische MARC-Kommission stellte in ihren Diskussionen 1998 fest, dass die Hauptprobleme im Rahmen der Aktualisierung von Aleph 3 hin zu Aleph 500 zu lösen waren.

    Un: Es wurde beschlossen, dass vor dem Übergang zu MARC die Bibliotheken, die nur die europäische Großschrift benutzten, die Kleinschrift einführten. Die Datensätze müssen mit bereits bestehenden Datensätzen in Groß- und Kleinschrift an anderen Bibliotheken abgeglichen werden, und im Fall einer genauen Übereinstimmung wird die Großschrift automatisch durch die gemischte Groß/Kleinschreibung ersetzt.

    Deux: MARC würde in Israel nicht mit USMARC identisch sein. Hebräische Datensätze würden nicht in lateinischer Schrift wiedergegeben werden.
    Es bestand eine beträchtliche Unzufriedenheit mit der Zeichensetzung der ISBD. Der Übernahme des "Core-Datensatz"-Standards für das Original-Katalogisat wurde allgemein zugestimmt. Eine Folge von Kursen in MARC fanden sowohl im Gebiet von Jerusalem als auch in Tel Aviv statt. Es werden noch viele weitere Kurse notwendig sein.

    Trois: Die Migration nach Aleph 500 bedeutet auch die Schulung derjenigen am PC, die gegenwärtig noch an Terminals arbeiten. Die eigentliche Übertragung der Datensätze kann noch ganz unerwartete Probleme bringen.

    Die Universitätsbibliotheken müssen eine taktische Entscheidung treffen, was eher vorzuziehen ist, MARC unter Aleph 3 einzuführen und dann gesondert nach Aleph 500 zu übertragen, oder die beiden großen Änderungen zu verbinden, also entweder zwei kleinere Revolutionen oder eine große. Zum jetzigen Zeitpunkt hat Israels Nationalbibliothek die Migration nach MARC zum Abschluss gebracht und die Universitätsbibliothek Haifa ist mitten in der Migration. Weitere Bibliotheken warten noch darauf.

  4. Unicode und "Bi-Directionalism"
    Am 1. November 1999 kündigte Ex Libris, Eigentümer der ALEPH-Software, an, dass sie dem Unicode-Konsortium (Rogers, 1999) beigetreten ist. Unicode wird eine Anzahl von Problemen in Israel lösen. Die Buchstaben des israelischen Alphabets bestehen hauptsächlich aus Konsonanten. Die meisten Vokale werden durch gesonderte Zeichen über oder unter den Konsonanten wiedergegeben. In der Regel hat das geschriebene Hebräisch keine Vokale, und Israelis sind daran gewöhnt, die Konsonanten zu lesen und die Worte in ihrem Kontext zu verstehen. Es gibt jedoch zwei Rechtschreibregeln, die lückenhafte ("defective") und die volle ("plene"). Die "plene" oder volle Orthographie benutzt zwei Buchstaben als Vokale und ist im modernen Hebräisch sehr beliebt. Die "defektive" Orthographie kann in einigen Fällen mehrdeutig sein. In Standard-Texten neigen Israelische Verleger dazu, Vokale nur bei Mehrdeutigkeit zu benutzen.

    Bibliotheken tendieren zur "defektiven" Orthographie. Textverarbeitung mit hebräischer Kapazität bietet die Möglichkeit, Vokale hinzuzufügen, aber die Bibliothekssoftware kann dies nicht übernehmen. Unter ASCII besitzt das Hebräische 27 Buchstaben. Unicode bietet 82 Buchstaben, einschließlich der Kombination jedes Buchstabens mit jedem möglichen Vokal (Lazinger & Adler, 1998, S. 164). Bibliotheken mit Unicode werden Mehrdeutigkeiten in ihren hebräischen Katalogen eliminieren können.

    Ich bin mir ganz und gar nicht sicher, ob wir damit zufrieden sein werden, dass wir die diakritischen Zeichen der europäischen Sprachen ignorieren, nachdem wir dafür nicht mehr technische Gründe anführen können.

    Derzeit bietet USMARC eine effizientere Lösung für den "Bi-Directionalism" an als ALEPH (Aliprand, 1992). Dass Unicode zwischen Storage und Display unterscheidet, kann ALEPH nur verbessern.

    Der Nachteil von Unicode scheint vom israelischen Standpunkt aus zu sein, dass einige marginale Vorkehrungen zu treffen sind, um mit dem viel größeren Zeichensatz und der dadurch notwendigen zusätzlichen Speicherkapazität arbeiten zu können. Im Falle des Hebräischen wird der Algorithmus für die Alphabetisierung komplizierter als der jetzige Algorithmus sein, da Zeichensetzung und weitere Spezialzeichen bei den anderen Zeichensätzen üblich sind.

 

Zusammenfassung

Es gibt einen bekannten Fluch, dass "man in einer interessanten Zeit leben soll". Zweifellos sind die Zeiten interessant für die Welt der Katalogisierer ganz allgemein und die israelischen Katalogisierer im besonderen. Wir haben Änderungen herbeigeführt und sind dabei, noch größere Änderungen herbeizuführen, aber wir sind zuversichtlich, dass die Situation mehr oder weniger unter Kontrolle ist.

Literaturhinweise

Adler, E., 1984. Automating Haifa University's Library. Israel Society of Special Libraries and Information Centers: Bulletin, 14(1):4-13. (Hebrew).

Aharoni, Y., 1999. Bibliographic Databases and E-Journals in Tel-Aviv University Library of Life Sciences and Medecine. Meda veSafranut, 24(2): 27-31 (Hebrew).

Aliprand, J.M., 1992. Nonroman Scripts in the Bibliographic Environment. Information Technology and Libraries, 11 (2): 105 ff. (ABI Electronic version)

Eliyahu, R. & R. Kedar, 1999. The Cataloging of Internet Resources and their Inclusion in the Library Catalog. Meda veSafranut, 24(2): 13-20 (Hebrew).

Lazinger, S. & E. Adler, 1998. Cataloging Hebrew Materials in the Online Environment : a Comparative Study of American and Israeli Approaches, edited by S.S. Intner with a Foreword by Bella Hass Weinberg. Englewood, Colorado : Libraries Unlimited.

Levi, J., 1988. Interaction and Coordination in ALEPH's University Network. Israel Society of Special Libraries and Information Centers: Bulletin, 16(1):5-8. (Hebrew).

McClure, W.L. & S.A. Hannah, 1995. Communicating Globally : the Advent of Unicode. Computers in Libraries, 15(5): 19-25. (Gale Electronic version).

Rogers, M., 1999. Ex Libris (USA) joins Unicode. Library Journal, 124 (18): 28. (ABI Electronic version)

Seymour, C., 1999. Retrospective Conversion at Bar-Ilan University : From AACR1 to AACR 1.7. Technicalities, 19(7): 4-5.

Seymour, C., 1996. Cataloging Internet Resources. Meda veSafranut, 22(1): 33-35 (Hebrew).

Shai, N., 1999. Cataloging Electronic Texts in the University of Haifa Library Catalog. Meda veSafranut, 24(2): 21-26 (Hebrew).

World of Learning, 1999. 49th Edition. London : Europa Publications.

 

Übersetzt: Reinhard Rinn, Die Deutsche Bibliothek

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