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66th IFLA Council and General
Conference

Jerusalem, Israel, 13-18 August

 
 


Code Number: 063-110-G
Division Number: VI
Professional Group: Management and Marketing - Part I
Joint Meeting with: Information Technology and Social Sciences Libraries
Meeting Number: 110
Simultaneous Interpretation: Yes

Umstellung von der Bibliothek von Heute zur Bibliothek von Morgen: Re- oder E-volution?

Tatiana V. Ershova,

&

Yuri E. Hohlov

Institute of the Information Society, Russia
Moscow, Russian Federation


Die Welt im Wandel: Beginn der Wissensgesellschaft

Das Informationszeitalter ist gekommen, und der Wandel in der menschlichen Gesellschaft beschleunigt sich weiterhin. Dieser Wandel geht weiter und durchdringt alles - er ergreift alle Menschen, Institutionen und Gesellschaften. Der Wandel ist wie ein Taifun, dessen Turbulenzen nicht nur Probleme, sondern auch echte Möglichkeiten gebracht haben. Informations- und Kommunikationstechnologien (ICTs) sind die treibenden Kräfte des Wandels, und Umformung ist an der Tagesordnung. Menschliche Intelligenz löst physisches Kapital als Produktionshauptfaktor ab: intellektuelles Kapital wird zum hauptsächlichen Wachstumsfaktor in der entstehenden Informations-, oder, nach dem neuesten Konzept, Wissensgesellschaft. Zugang zu und effektive Nutzung von Information und Wissen, Technologien und unterschiedliche Dienstleistungen sind wesentliche Hilfsmittel für eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung auf individueller, kommunaler, nationaler und internationaler Ebene. Diejenigen, die sich im Besitz all dieser Hilfsmittel befinden, werden eine Zukunft genießen, die von Überfluss geprägt ist, aber wer davon ausgeschlossen ist, wird an den Rand gedrückt werden.

Um die Landschaft dieser Gesellschaft harmonischer zu gestalten, schlägt die Global Knowledge Partnership (http://www.globalknowledge.org), ein wachsendes Netzwerk von etwa 60 öffentlichen, privaten und Nicht-Regierungs-Organisationen aus vielen Ländern der Welt, vor, sich auf drei Schlüsselthemen zu konzentrieren, die wichtig sind, um die Rolle von Wissen in der Entwicklung zu erleichtern: Zugang, Befähigung und Anleitung.

Zugang beinhaltet das Sicherstellen einer universellen Verfügbarkeit der Strategien und Hilfsmittel, die für den effektiven Gebrauchs von Wissen wesentlich sind: gemeint ist der Zugang zu Netzen, Infrastrukturen und Dienstleistungen ebenso wie der Inhalt, der für ein politisches und soziokulturelles Bürgertum relevant ist; es ist eine Einrichtung, die es dem Bürger ermöglicht, mit der relevanten äusseren Welt zu kommunizieren.

Befähigung kann definiert werden als Ergebnis von Aktivitäten, welche die Leistungsfähigkeit und Fertigkeit von Einzelpersonen, Gruppen, privatem Sektor, Regierungen und Institutionen mit dem Ziel schaffen, an der globalen Wissensgesellschaft und Wissenswirtschaft teilzunehmen, und eine für ihre Bedürfnisse relevante, informierte Wahl zu treffen.

Anleitung ist der Prozess, durch den Institutionen, Wirtschaft und Bürgergruppen ihre Interessen artikulieren, ihre Rechte und Pflichten ausüben, Wahlmöglichkeiten und Gelegenheiten im menschlichen Bereich aufzeigen und ihre Unterschiede zu vermitteln. Dies hat zur Folge, dass Wege gesucht werden müssen, auf denen Wissensgesellschaften effizientere, transparentere und verteilte Formen der Anleitung anwenden können: lokal, regional, national und global.

Im Zusammenhang der Entwicklung mit der Wissensgesellschaft [1, S: 4] können die folgenden Annahmen gemacht werden.

  1. Information und Wissen bilden die Basis für Entscheidungsfindung und Handlung, besonders in der Entwicklung.
  2. Die Qualität der Entscheidung hängt von Qualität und Quantität der Information ab. Obwohl es reichlich Information gibt, muss die Qualität der Information ausgewertet werden.
  3. Zugang zu Information und Wissen hat eine Verbesserung der Lebensqualität zur Folge, vorausgesetzt, dass ein Rahmen, der dies ermöglicht, vorhanden ist.
  4. Es wird immer Ungleichheit in der Gesellschaft geben. Wenn es auch nicht möglich ist, Ungleichheit zu beseitigen, so hat die Gesellschaft doch die Verantwortung, sich zu bemühen, sie zu reduzieren.
Alle diese Annahmen fordern die Rolle der Bibliothek in der heutigen Gesellschaft und zwingt sie, ihre Funktion zu überdenken, damit sie ihre Aufgabe erfüllen und stärken kann.

Entwicklung der literarischen und Wissensgesellschaft

Zusätzlich zu diesen Gesichtspunkten der heutigen Realität gibt es drei weitere Makrofaktoren, die eine bedeutende Auswirkung auf die Rolle der Bibliothek in der Gesellschaft haben:
  • ein exponentielles Anwachsen der Information;
  • die anwachsende Komplexität des Wissens und seiner Darstellung;
  • eine Wandlung des literarischen Systems.
Heute benützen mehr und mehr Leute (in erster Linie Wissenschaftler) neue Formen der Wissensdarstellung, nicht mehr in Form eines linearen Textes, gedruckt in einer Monographie oder einem Artikel. Diese neuen Publikationsformen können Texte, Bilder, Tonaufzeichnungen einer Diskussion, Videoaufzeichnungen eines Experiments, einen Programmquellcode für Berechnungen etc. Beinhalten - all das ist innerhalb einer konventionellen Veröffentlichung unmöglich. Des weiteren wird die wissenschaftlichere (oder, vielleicht kulturelle) Information in diesem oder irgendeinem anderen raffinierten Format erzeugt und ständig aktualisiert oder revidiert werden. Jetzt sind wir Zeugen eines Prozesses, der als die Neuerschaffung des "literarischen Systems" definiert werden kann.

Geoffrey Nunberg, Professor an der Stanford University, bemerkt, dass uns neue Formate wie Multimedia und Hypertext "über das Buch hinaus" bringen, indem sie neue Arten des Lesens und neue Formen des intellektuellen und kulturellen Austausches schaffen. Ein Wörterbuch kann mit einer Enzyklopädie verknüpft werden, oder eine Enzyklopädie kann uns direkt zur Primärliteratur bringen. An der Grenze mögen wir diese Formen als Modell für die neuen Dienstleistungen und Verrechnungsstellen betrachten: nicht als statische Kompendien, sondern als dynamische Schaltstellen zu einer Diskussion mit offenem Ende. Es handelt sich nicht so sehr um eine technische Revolution (die bereits stattgefunden hat), sondern - wie Clara Hesse es formuliert - als die öffentliche Wiederentdeckung einer intellektuellen Gemeinschaft im Aufbruch. Tatsächlich wird Wissen nicht länger in der Sprache der Formen betrachtet und errichtet - nicht als "Wissenskörper", oder als "Corpus", gebunden und verwahrt, sondern eher als Art des Denkens, der Auffassung und des Ausdrucks - als Techniken und Praktiken.

Digitale Techniken ermöglichen einen ultraschnellen Zugang (über benutzerfreundliche Schnittstellen und Netzwerke) zu den reichsten Quellen, wo auch immer sie in den weltweiten Sammlungen untergebracht sind, und den schnellen Austausch von Kommentaren in elektronischen Foren oder Videokonferenzen. Diese neuen Möglichkeiten begünstigen 'extensives' Lesen, den Vergleich diverser Texte und Gesichtspunkte, multidisziplinäre Querverbindungen, eine "Unterhaltung" zwischen Lesern. Sie beginnen eine beträchtlichen Wirkung sowohl auf den individuellen Mechanismus der Textaneignung als auch auf die Soziologie des Lesens zu haben. Echte Polytextualität - in welcher verschiedene Typen von Text und Bild, Ton, Filmen, Datenbanken, Postdiensten, interaktiven Netzwerken sich einander widersetzen oder stören - dieser Leseprozess erzeugt fortschreitend eine neue Dimension - polymorph, transversal und dynamisch. Wir können es 'Metalesen' nennen, was da als neue treibende Kulturkraft entsteht. Anstelle von aprioristischen Strategien, die die Katalogisierung jedes Dokumentes unter Einsatz einer universellen Klassifikation vorsehen, zieht die Hypertextualität eine Taktik der kleinen Schritte vor und ist damit in der Lage, sie später zu verbinden - ganze Corpora, erzeugt aus einer Suchfrage, und unter besonderen Gesichtspunkten. Kurz gesagt, setzt sie auf die Pluralität in der Welt der Dokumentation. Mit anderen Worten, das Ideal des kohärenten und konvergenten, vereinheitlichten Wissens (wovon die Bibliothek der Mikrokosmos wäre). Zur gleichen Zeit, da die Hypertextualität die Grenzen des Textes sprengt, belebt sie eine der Grundfragen der Kultur wieder: mit welchen Mitteln können private Erfahrungen und kollektive Praktiken in einen Austausch treten? [2, S. 154, 161-162].

Übrigens hat diese neue Wissensarchitektur eine erstaunlich mannigfaltige Reihe von neuen Projekten der Bibliotheksarchitektur hervorgebracht, z.B. die Bibliothèque National de France - ein Gebäude ohne Wände, eine Bibliothek als 'Unraum'; Bibliotheken für die neuen parlamentarischen Körper, die in Osteuropa entstehen - eine Reihe von global koordinierten Satellitennetzen, die weitverstreute Datenbanken, die nirgends wirklich, sondern nur in der Hand ihrer Benutzer lokalisiert sind, verknüpfen, das Union Media Center der Michigan State University, sind nur einige Beispiele.

Die Entwicklung des literarischen und Wissenssystems hat einen Stand erreicht, da viele Leute die Gretchenfrage stellen: was ist das Schicksal des Buchs in dieser neuen Ära? Zwei extreme Standpunkte werden von den "Computervisionären" (oder "Technophilen") und von den "Bibliophilen" vertreten, und sie klingen in etwa so: "gedruckte Bücher, gemauerte Bibliotheken ... wurden von elektronischen Genres und Institutionen abgelöst; wo die lineare Erzählung in allen ihren wichtigen Funktionen Hypertext und Multimedia gewichen ist" gegen "Niemand wird sich vor einen kleinen flackernden Bildschirm setzen und einen Roman lesen. Niemals."

Natürlich macht es keinen Sinn, sich auf eine Diskussion über diese beiden Standpunkte einzulassen. Es ist wichtiger, zu erkennen, welche Druckerzeugnisse im Informationszeitalter überleben, und welche von neuen digitalen Formen abgelöst werden.

Nunberg argumentiert weiter, dass die Buchtypen, deren Existenz in Buchform keine besondere kulturelle Bedeutung hat (Kataloge, technische Handbücher, Nachschlagewerke, Anleitungen, rechtliche Akten und so weiter), bald verschwinden werden. Wissenschaftliche Zeitschriften werden fast sicher auf elektronischen Vertrieb wechseln, während für populäre Zeitungen und Magazine diese Umstellung weniger zwingend ist. CD-ROMs haben bereits einen tiefen Einschnitt beim Gebrauch gedruckter Enzyklopädien gebracht, aber gedruckte Wörterbücher scheinen weithin von der Digitalisierung unberührt. In Bezug auf Romane, Selbsthilfe-Bücher, politische Erinnerungen, kritische Ausgaben, Kunstbücher, Reisebücher etc., ist es einfach zu früh, um eine Aussage zu treffen. Einige werden wahrscheinlich hauptsächlich bei gedruckten Ausgaben bleiben, andere werden ihre Existenz zwischen Druck und digitalen Medien teilen, andere werden definitiv migrieren und ihren Platz bei einer Vielzahl vollständig neuer digitaler Gattungen finden. Es wird eine digitale Revolution geben, aber das gedruckte Dokument wird einen wichtigen Anteil dabei behalten.

Von diesem Standpunkt aus scheint der sinnvollste Zugang der zu sein, den James Billington, Direktor der Library of Congress, 1994 so formulierte: die neuen Technologien des Multimediazeitalters sollten dazu genutzt werden, "die Buchkultur zu stärken". Oder, andererseits, gefällt uns die Idee, wie sie von Umberto Eco, dem bekannten modernen Schriftsteller und Philosophen, aufgebracht worden ist: wenn es einer integrierten multimedialen Sequenz von Ereignissen gelingt, die Leute in eine nicht-virtuelle Realität zurückzubringen, dann kann etwas Neues geschehen.

Die Bibliothek in einer neuen Informationswelt: notwendige Veränderungen

Bibliotheken und Archive sind geschaffen worden, um die langfristige Zugänglichkeit von aufgezeichneter Information sicher zu stellen. Das tun sie heute, und das werden sie auch in Zukunft tun. Das heisst, sie erwerben, katalogisieren oder bearbeiten, organisieren, stellen bereit und bewahren öffentlich zugängliches Material, unabhängig von der Form, in die es gepackt ist; sie tun es in einer Weise, dass es dann, wenn es gebraucht wird, aufgefunden und benutzt werden kann. Das ist die einzigartige Funktion der Bibliothek, und keine andere Einrichtung erfüllt so eine langfristige, systematische Arbeit. Nichts davon ändert sich im digitalen Zeitalter. Aber die Digitaltechnik ändert das Kräfteverhältnis zwischen den Kernfunktionen. [3,4].

Der Wandel ist mindestens so soziokulturell wie technologisch. Patric Bazin, Direktor der Bibliothèque de Lyon, zeigt auf, dass die zunehmende Komplexität des Wissens und der Methoden der Informationsverarbeitung begleitet zu sein scheint von einem Schwinden stabiler Bezugspunkte, die klar identifizierbar und übertragbar sind, so wie die, die "der Bücherorden" (Roger Chartier's Bezeichnung) bereitstellte. Es ist anscheinend ganz natürlich, dass die Bibliotheken weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden, weit über die reine Bewahrung des Kulturerbes hinaus. Aber werden sie in der Lage sein, Mittler in der Wissensgesellschaft zu werden? Derzeit gelingt es ihnen kaum, diese Rolle auszuüben, zumindest nicht für Wissenschaftler und Spezialisten auf vielen praktischen Gebieten, die unter dem Druck der beruflichen Konkurrenz mit neuen Technologien und Methoden der Wissensfindung viel schneller Schritt halten als jede Bibliothek oder jeder Informationsvermittler.

Sobald der Begriff "Sammlung" nicht länger physikalisch begrenzt ist, neigt er dazu, sich unbeschränkt auszuweiten. Gewiss wird er einen großen Teil von dem enthalten, was einige Nutzer trivial und unbedeutend finden werden; wenn man die Wände der Bibliothek beseitigt, wird man nicht überrascht sein, die Räume voll mit Leuten von der Straße zu finden. Die Lösung (von Nunberg vorgeschlagen) ist, dass man nicht versucht, die Sammlung willkürlich zu beschränken, sondern dem Nutzer hilft, seinen Weg durchs Labyrinth zu finden.

Der Zugriff zu Wissen und Kultur aus einer Vielzahl von Quellen (sowohl traditionelle als auch den allerneuesten, was Format und Gebrauch betrifft), in einer Vielzahl von Sprachen, Anschauungen und Traditionen schließt den Prozess ein, dieses Wissen in ein zugängliches Format umzuwandeln. Wir denken, dass diese Probleme im Rahmen der hybriden / digitalen Bibliothek behandelt werden sollten.

Entwicklungsstrategien: zur hybriden und digitalen Bibliothek

Ein Hauptproblem, das der Bibliothekar heute zu lösen hat, ist es, wie man in einem heterogenen Raum voller Dokumente, sowohl in gedruckter als auch in digitaler Form, navigiert. Das Motiv für das Konzept der hybriden Bibliothek ist die Notwendigkeit, mit der Mannigfaltigkeit fertig zu werden. Die Mannigfaltigkeit ist ein Hauptproblem für die Bibliotheken, wenn sie die Welt der digitalen Informationen in den Griff bekommen wollen. Die entscheidende Frage ist, welche neue Wissensordnung entstehen wird, und wie Bibliotheken bei den vielen Wandlungen in der Informations- und Forschungslandschaft teilnehmen können. [6].

Ohne den dauernden Wert des handschriftlichen oder gedruckten Dokuments oder den der konventionellen Bibliothek als Ort, wo sich Menschen treffen, um einige ihrer kulturellen Bedürfnisse zu befriedigen, zu bezweifeln, lassen Sie uns ehrlich feststellen, dass immer mehr Information 'genuin digital' oder für eine bequemere Nutzung digitalisiert entstehen wird. In diesem Zusammenhang taucht eine sehr wichtige Frage auf: wer wird die Verantwortung dafür übernehmen, dass diese Information sorgfältig gesammelt, aufbewahrt und für zukünftige Benutzung zur Verfügung gestellt wird? Im Moment wird diese Aufgabe von den Autoren selbst wahrgenommen, die ihre Materialien ständig aktualisieren und sich wenig darum kümmern, vorherige Versionen aufzuheben. Somit ist einige Information, die gegenwärtig als weniger wertvoll betrachtet wird, aber dennoch einige Saatkörnchen unentdeckter Weisheit enthalten kann, verloren. Es ist wichtig, dass eine öffentliche Einrichtung früher oder später diese Funktion übernehmen wird. Wird das die Bibliothek sein? Wir würden diese Frage gerne positiv beantworten. Aber damit dies geschehen kann, ist es wesentlich, dass die Bibliothek von Heute danach strebt, das Konzept der digitalen Bibliothek zu implementieren und dies zu einem organischen Teil ihrer Entwicklungsstrategie macht.

Man kann eine digitale Bibliothek definieren als "ein verteiltes Informationssystem, das eine zuverlässige Aufbewahrung und effektive Nutzung heterogener Sammlungen von elektronischen Dokumenten (Text, Graphik, Audio, Video etc.) auf dem Weg globaler Datenübertragungsnetze auf eine für den Endnutzer bequeme Art sicherstellt" [7]. Oder: "ein Informationsdienst, bei dem alle Informationsquellen in maschinenlesbarer Form vorliegen, und wo die Funktionen Erwerbung, Aufbewahrung, Bestandserhaltung, Retrieval, Zugang und Darstellung mit Hilfe digitaler Techniken durchgeführt werden" {8].

Digitale Bibliotheken sind in der Lage, für die Erhaltung und Umsetzung elektronischer Information (sowohl genuin digitaler als auch digitalisierter) und für verbesserte Versionen der Dienste zu sorgen, die wir gewöhnlich von Bibliothek erwarten, zum Beispiel:

  • Hilfsmittel zur Suche in heterogenen Sammlungen;
  • ein personalisierter Dienst auf der Basis von Benutzerprofilen, die den Informationsbedarf der Nutzer darstellen, oder eine benützergeführte Inhaltsübersicht im Informationszugang, um den Benutzern zu helfen, die Relevanz eines Dokuments zu bestimmen;
  • eine gemeinschaftliche Infrastruktur, die es allen Benutzergruppen erlaubt, Dokumente zu spezifischen Themen zu indexieren und zu evaluieren;
  • ein Informationsretrieval über mehrere Sprachen hinweg oder die Suche in vielsprachigen Datenbanken, oder eine vielsprachige Aufbewahrung und Schnittstelle etc., etc. [9, S. 184, 197, 215, 274, 294, 363].
Heute ist das Konzept der digitalen Bibliothek hauptsächlich ausserhalb der konventionellen Bibliothekswelt realisiert. Der Hauptgrund hierfür ist nicht das fehlende Verständnis für all den Fortschritt, der durch die digitalen Bibliotheken gebracht wurde (viele Top-Bibliothekare und bibliothekarische Vereinigungen verfolgen dieses Konzept sehr aufmerksam), sondern einfach, dass man sie sich im Hinblick auf Kosten für Ausrüstung und Technologien nicht leisten kann. Sogar der Aufbau einer Mischumgebung, die dringend benötigt wird, um auf die heutige Realität zu reagieren, wird von so widerspenstigen Tatsachen wie der Abhängigkeit der digitalen Information von Software, Hardware, Netzen und so weiter behindert.

Bibliothekspolitik für den Übergang

Am 17 - 19 April 2000 fand in Moskau eine internationale Konferenz "Managing the Digital Future of Libraries" aus der "Das Moskauer Manifest" [10] resultierte, in dem die folgenden Wege, auf denen alle Arten von Bibliotheken wesentliche Beiträge auf politischen Schlüsselgebieten machen können, erkannt wurden:
  • Demokratie und Bürgertum - Öffentlich zugängliche Bibliotheken haben eine strategische Möglichkeit, die Lebensqualität und demokratischen Rechte aller Bürger zu verbessern, indem sie einen kostenlosen und gleichberechtigten Zugang zu qualitativ hochwertiger Information bereitstellen und einen gleichberechtigten Zugang zu Andernsdenkenden sicherstellen, und damit helfen, die Ungleichheit von Wohlstand Standort zu überwinden.
  • Wirtschaftliche und soziale Entwicklung und Unterstützung für die Industrie - Bibliotheken unterstützen den Aufbau von Wohlstand, indem sie den gleichberechtigten Zugang zu Information und zu den Möglichkeiten, die durch Wissen geboten werden, sicherstellen. Sie können wichtige Hilfsmittel sein, damit die Ungleichheit zwischen den an Information reichen und den am Information armen Bürgern Russlands reduziert wird.
  • Wissenschaft, Erziehung und Lebenslanges Lernen - Bibliotheken bieten durch ihr weitverzweigtes Netz eine kosteneffektive Infrastruktur sowohl für Schulerziehung als auch für lebenslanges Lernen. Sie unterstützen Schüler auf allen Ebenen ihrer Ausbildung.
  • Kulturelle und sprachliche Vielfalt - Öffentliche Bibliotheken sind im weitesten Sinne auch kulturelle Einrichtungen. Sie unterstützen, bewahren und fördern direkt das geschriebene kulturelle Erbe, Literatur, Lektüre, Autoren und Verlage. Sie bieten den Zugang zum Wissen in allen kulturellen Ausdrucksformen. Um dies sicherzustellen, ist es wichtig, auf nationaler und interantionaler Ebene politische Initiativen zu berücksichtigen und zu implementieren, um:
  • die Bedingungen für den Zugang der Bürger zu den Informationsquellen zu erleichternn, indem die gesetzlichen, technischen, wirtschaftlichen und politischen Themen, die den Zugang via Bibliothek verbessern, angesprochen werden;
  • den Bibliotheken bei der Versorgung der Bürger zu helfen, zum Beispiel Beratung für passende Infrastrukturen, Verbünde und Trainingsmaßnahmen [11].
Training beinhaltet unter anderem etwas Tiefergehendes und Langfristiges: eine starke Arbeitsmoral zu nähren, eine neue auf der Erkenntnis von Trends basierende Berufskultur aufzubauen, die immer bereit ist, auf den Druck nach Wandlung zu reagieren. Bibliotheksleiter müssen sicherstellen, dass ihre Einrichtungen benutzerzentriert und jederzeit mit Hinblick auf den Benutzer als oberster Priorität geleitet werden.

Es wurde oben bereits erwähnt, dass Bibliotheken überaus erfolgreich in Netzwerken arbeiten. Dies klingt besonders sachdienlich im digitalen Bereich, wo die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Technologien ein Kriterium für das Überleben und die Fortentwicklung wird. Darüber hinaus muss die Vernetzung durch Integration verstärkt werden, wobei die effiziente Kooperation der Bibliotheken mit anderen Körperschaften, die mit Erzeugung und Verteilung von Wissen und Kultur befasst sind - Forschungseinrichtungen, Archive, Museen, Verlage etc. - beinhaltet ist., und zwar durch die Nutzung gemeinsamer Formate, Standards, Metadaten, Protokolle etc., und die Koordinierung der Verantwortlichkeiten.

Die sich erweiternden institutionellen Grenzen können den Bibliotheken weitere praktische Vorteile bringen: sie können wirtschaftlich lebensfähiger gemacht werden und ein hohes Kosten-Nutzen-Verhältnis bekommen, wenn sie einige Massnahmen aufgreifen, die aus der Erweiterung des digitalen Umfelds resultieren, z.B.: Erhebung von Lizenzgebühren für elektronische Dokumente oder die Digitalisierung von Originalmaterial. Die langfristige Archivierung digitaler Daten mit Übergangstechnologien bietet gleichfalls eine zusätzliche wirtschaftliche Gewinnmöglichkeit für Bibliotheken und Firmen in den relevanten Gebieten. Bibliotheken sind die wichtigsten, und manchmal sogar überlebenswichtigen, Kunden für elektronische Verlage; sie dienen auch dazu, die Produkte von Multimedia-Produzenten zu vermarkten, und sie können die Aufmerksamkeit von Telekommunikationsunternehmen auf sich ziehen, da sie Online-Zugang zu Inhalts- und Informationsdiensten über Telekommunikationsnetze anbieten, etc.

Schluss

Die Bibliothek spielt eine Schlüsselrolle in der entstehenden Informations-/Wissensgesellschaft als ein Platz, wo die Aufbewahrung und Migration von Information sichergestellt wird., um sie für alle, die sie brauchen, nutzbar zu machen. Das bedeutet nicht nur die Beibehaltung, sondern auch eine beträchtliche Verstärkung ihrer traditionellen Mission. Was ist für die Erlangung dieses ehrgeizigen Zieles in der kürzest möglichen Zeit notwendig - Revolution oder Evolution? Der richtige Weg wäre eher eine Kombination von Wegen, als die Wahl der einen oder der anderen Alternative, d.h. Revolution und Evolution.

Die Revolution, die die Bibliothek herbeiführen muss, bedeutet zuerst, dass sie als vollwertiger Mitspieler in die digitale Welt eintreten muss. Das bedeutet - neben der Arbeit mit elektronischen Dokumenten, was selbstverständlich ist - die effiziente Vernetzung mit Bibliotheken und anderen einschlägigen Einrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene, d.h., die Bibliothek muss zur Entwicklung eines globalen Warenhauses des Wissens beitragen.

Im Bereich des Bibliothekswesen bedeutet die Revolution, dass die Bibliothek eine "Kunst des Durchgangs" anstelle der "Kunst der Klassifikation", wie sie es traditionell war, werden muss. Die Bibliothek der Zukunft muss um Disziplinen herum organisiert werden wie um viele attraktive Wasserbecken herum, deren Kontouren, Standpunkte und sich verschiebende Nutzungen fließen. Wir stellen fest, dass das Passwort zu jeglicher Art von Revolution in der Bibliotheksführung eine Neuordnung ihres Inhalts wird - was bedeutet, dass ein gestelltes Thema in der Lage sein muss, um sich herum alle einschlägigen Bestände, Informationen und Hilfsmittel zu mobilisieren; die Suche muss vom Standpunkt aller möglichen Benutzer aus geführt werden, wie auch immer das Level des jeweiligen Nutzers sein mag. [2, S. 156-157].

Evolution erwirbt sich genügend Flexibilität, um mit einer Explosion von Dokumenten und Technologien im Verein mit den fließenden Grenzen innerhalb der Öffentlichkeit und zwischen den Nutzern fertig zu werden. Das schließt die ständige Beobachtung des Nutzerverhaltens und die Vorhersage der Bedürfnisse der Benutzer durch den Einsatz fortschrittlicher Untersuchungsmethoden des Nutzerverhaltens ein.

Die größte Herausforderung ist das Meistern des hybriden Umfelds. Eine der schwierigsten Aufgaben ist es, sich mit der Tatsache anzufinden, dass für eine ganze Zeit lang die Bibliothek althergebrachte Systeme weiterführen muss und gleichzeitig eine Schnittstelle zwischen dem Alten und dem Neuen schaffen und tragen muss. Das heisst, beträchtliche Mittel müssen permanent investriert werden, aber die Gesellschaft (da sie Wissen und Weisheit der Menschheit archivieren und nützen muss)) hat diese Kosten zu tragen - so wie sie es in der Vergangenheit getan hat, aber traditionelle Bibliotheken waren wohl weniger teure Institutionen.

Bibliotheken müssen ein Treffpunkt für die vielen Prozesse und Phänomene der Informationsgesellschaft sein. Es muss sichergestellt sein, dass sie es nicht weniger sind, sondern noch zentraler werden als sie es im Industriezeitalter waren.

Literaturhinweise

  1. Report on the Global Knowledge Forum Proceedings: Second Global Knowledge Conference (GKII), 7-10 March, Kuala Lumpur, Malaysia. - 56 S.
  2. The Future of the Book / Edited by G. Nunberg, with an afterword by U. Eco. - Berkeley, 1996. - 306 S. Nunberg - S. 9 - 20 (introduction), 103-138; Hesse - S. 21-36; Bazin - S. 153-168; Eco - S. 295-306.
  3. Smith A. Digital Preservation Research and Developments // Proceedings of the International Conference "Managing Digital Future of Libraries" (Moscow, Russia, 17-19 April 2000). - Russian Digital Libraries Journal. - 2000 - Vol. 3. - No. 3. [URL http://www.iis.ru/el-bib/2000/200003/smitha/smitha.en.html]
  4. Ryynänen, M. Report on the Green Paper on the Role of Libraries in the Modern World (25.6.1998 A4-0248/98) / The European Parliament. Committee on Culture, Youth, Education and the Media. - [URL http://www.publiclibraries.fi/publicationa/report.htm] (updated on 8 March 2000).
  5. Chartier R., Bourdieu P. Le message écrit et ses receptions. Du codex à l'écran // Review des Sciences morales et politiques. - 1993. - No. 2.
  6. Rusbridge Ch, Royan B. Towards the Hybrid Library: Developments in UK Higher Education: Proceedings of the 66th IFLA Council and General Conference, Section on Information Technology Open Session "From Library Automation Systems to Digital Libraries" (Jerusalem, Israel, 16 August 2000).
  7. Ershova T. V., Hohlov Yu. E. Russian Digital Libraries Programme: Approaches and Perspectives // Russian Digital Libraries Journal. - 1999 - Vol. 2. - No. 2. [URL http://www.iis.ru/el-bib/1999/199902/ershova/ershova.en.html]
  8. Oppenheim Ch., Smithson D. What is the hybrid library? // Journal of Information Science. - 1999 - Vol. 25. - No. 2 - P. 97 - 112.
  9. Research and Advanced Technology for Digital Libraries: Proceedings of the Third European Conference, ECDL '99 (Paris, France, September 22-24, 1999) / Ed. by S. Abiteboul and A.-M. Vercoustre. - Berlin: Springer, 1999. - XI, 494 pp. (Lecture notes in Computer Science, 1696).
  10. The Moscow Manifesto: Russian Libraries of the 3rd Millenium and their role in the Global Information and Knowledge Space (Adopted at the International Conference 'Managing the Digital Future of Libraries', Moscow, 17-19 April 2000).
  11. Policy Development in the Library Area / European Commission. DG Information Society. Cultural Heritage Application Unit. [URL http://www.cordis.lu/libraries/en/green.html ] (updated 08 March 2000)].

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